Montag, 21. Juni 2010

Zuviel des Guten

Wörgl – Geschätzte 800.000 Euro pro Jahr – so viel dürfte das Rote Kreuz für die Fortsetzung des Notarztdienstes in der Stadt Wörgl verlangen. Diese Forderung ließ im vertraulichen Teil der jüngsten Gemeinderatssitzung den Mandataren keine Wahl, wie SPÖ-Bürgermeisterin Hedi Wechner auf Anfrage der Tiroler Tageszeitung erzählt. GR Christian Pumpfer (SPÖ) präzisiert: „Uns wurde auf Anfrage vom Roten Kreuz unverbindlich mitgeteilt, dass wir mit dem Vier- bis Fünffachen von den derzeitigen Kosten rechnen müssen.“ Derzeit bezahlt die Stadt rund 180.000 Euro. Auch der Samariterbund könne laut Pumpfer den Dienst nicht entscheidend billiger übernehmen.
Die Folgen liegen für Wechner auf der Hand. Die Stadt müsse sich vom System, das zusätzlich zu den beiden im Bezirk bestehenden betrieben wird, verabschieden. „Irgendwann hat alles seine finanziellen Grenzen“, sagt Wechner. Angesichts der schwer angeschlagenen Wörgler Finanzen sei die Übernahme dieser jährlichen finanziellen Belastung nicht mehr möglich. Auch Pumpfer bestätigt, dass die Stimmung in der nicht öffentlichen Sitzung eindeutig in Richtung Auflösung des Notarztstützpunktes gegangen sei. Eine Abstimmung darüber werde es aber erst in der nächsten Gemeinderatssitzung, und diesmal öffentlich, geben.

Der Vertrag für den Notarzt läuft mit Ende September aus. Ab diesem Zeitpunkt würde Wörgl wieder in die Bezirkssysteme eintreten und dafür bezahlen. „Es gibt natürlich weiter eine Notarztversorgung, aber von Kufstein bzw. Kramsach aus“, sagt Wechner, die die Situation bedauert. Das Ende des Stützpunktes hat sich bereits abgezeichnet. Die Wörgler mussten im Dezember bereits die Beiträge um 40.000 Euro pro Jahr erhöhen, da die Kosten dem Roten Kreuz über den Kopf gewachsen sind.

Eine kleine Hoffnung haben die Sozialdemokraten noch: Wechner will nach Innsbruck fahren „und versuchen, denen klarzumachen, wie wichtig der Wörgler Notarzt für die Region ist“. Pumpfer könnte sich auch vorstellen, einen Notarztverband zu gründen und die Nachbarorte ins Boot zu holen: „Die Hälfte der Einsätze sind dort angefallen.“