Dass am besten alles so bleiben soll, wie es ist, ist eine bequeme Position. Aus der Position wird schließlich eine Tradition, an der tunlichst nicht gerüttelt werden sollte. Und das Unveränderliche mündet dann meistens in ein sich selbst erklärendes Monopol wie beim Roten Kreuz. Deshalb war die Ausschreibung für das Rettungswesen ein mutiger Schritt, um monopolartige Strukturen und Handlungsweisen erstmals kritisch zu hinterfragen. Nur in der Umsetzung wurde viel zu viel Porzellan zerschlagen.
Bild: OerdMan hat nicht das Gefühl, dass alles glattgelaufen ist. Zu oft wurde verhandelt, nachgebessert und im Verhandlungsverfahren neuerlich ausgeschrieben. Irgendwie stellt sich die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt gelohnt hat. Dabei geht es gar nicht mehr um die Kosten, um teurer oder billiger, denn das Tiroler Rettungsbündnis musste einfach Bestbieter sein: Koste es, was es wolle. Einen dänischer Rettungskonzern in Tirol sowie 4000 plötzlich im Regen stehende Rot-Kreuz-Freiwillige hätten Landesregierung und die ÖVP im Speziellen ohnehin nicht ausgehalten.
Auch wenn letztlich die Bietergemeinschaft Herr im (Kranken-)Haus bleibt, die Diskussionen werden erst beginnen. Möglicherweise darüber, welche finanziellen Zuckerln das Rettungsbündnis für seine Zugeständnisse erhält. Trotzdem sind Reformen dringend notwendig, wie das Ausscheren des Schwazer Roten Kreuzes beweist. Das Tiroler Rote Kreuz ist nämlich ein brüchiges Gebilde, das von den selbstständigen Bezirksstellen dominiert wird. Hier läuft bei Weitem nicht alles so rund, wie gern vermittelt wird.
Der eigentliche Fortschritt der Ausschreibung begründet sich in der Bietergemeinschaft von Rotem Kreuz, Samariterbund, Malteser, Johanniter und Österreichischem Rettungsdienst. Zumindest hier wurde eine Reform erzwungen.
Quelle: Kommentar von PETER NINDLER, Tiroler Tageszeitung