Donnerstag, 17. Juni 2010

Kärntner Defizit

Immer mehr Einsätze, immer höhere Leistungsanforderungen, immer weniger Geld. Das Rote Kreuz verbucht fast zwei Millionen Euro Abgang. Jetzt sind Politiker gefordert.

Das Kärntner Rote Kreuz schlägt Alarm. "Für das Vorjahr müssen wir alleine bei den Rettungs- und Krankentransporten einen Abgang von 1,7 Millionen Euro verbuchen.
Dazu kommt bei den Notarzt-Einsätzen ein Minus von 200.000 Euro", listet Rot-Kreuz-Präsident Peter Ambrozy auf. Damit Finanzreferent Siegfried Kowatsch ein tragbares Budget vorlegen kann, müssen Rücklagen angegänzt und Mitgliedsbeiträge ausgeschöpft werden. "So kann es nicht weitergehen", steht für Peter Ambrozy knapp zwei Wochen vor der Jahreshauptversammlung der Rettungsorganisation fest. Allein der Wert der geleisteten Einsatzstunden durch freiwillige Mitarbeiter schlägt sich mit zehn Millionen Euro nieder.

Ambrozy bemüht einen Vergleich: Land und Gemeinden leisten an das Rote Kreuz derzeit jährlich Beiträge in der Größenordnung von etwa 15 Millionen Euro. Der Präsident will daher in den nächsten Tagen bei Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Soziallandesrat Christian Ragger und Gesundheitsreferent Peter Kaiser vorstellig werden. Die Ersuchen um Termine liegen bereits vor. Dem Rot-Kreuz-Präsidenten schwebt eine langfristige, für alle Seiten tragfähige Lösung vor. Sollte keine Lösung zustande kommen, steht für Ambrozy fest: "Dann müssen wir Leistungen - wenn nötig auch drastisch - zurückfahren."

"In Tirol hat das Rote Kreuz das Rettungs- und Krankentransportwesen um jährlich rund 30 Millionen Euro erledigt. Durch die EU-weite Ausschreibung liegen die Billigstangebote derzeit bei rund 50 Millionen Euro. Allein dieser Umstand sollte den politischen Entscheidungsträgern in Kärnten zu denken geben." Peter Ambrozy warnt vor einer rein materiell ausgerichteten Verkommerzialisierung der "Ware Patient". "Die Qualität unserer Arbeit beseelt den humanitären Geist unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und schafft in der Bevölkerung Vertrauen, welches nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollte. Weit über 50.000 Mitglieder, die uns unterstützen, sind dafür der beste Beweis", warnt Ambrozy vor irreparablen Erschütterungen Jahrzehnte langer Arbeit des Roten Kreuzes.