Montag, 26. September 2011

Pietätlos

Zwei Tote - und die Rallye geht weiter

Trotz eines tragischen Unfalls vor zwei Jahren wird österreichische Auto-Rallye neu aufgelegt

Josef Drexler aus Hutthurm (Lkr. Passau) wurde das Liebste genommen: Bei einem Bergrennen in Österreich tötete ein Rennauto 2009 seine Ehefrau und seine Tochter. Der Familienausflug endete in einer Tragödie. Die Neuauflage der Rallye ab heute ist ein Schock für den 42-Jährigen. "Es macht mich zugleich wütend und traurig", sagt er.

Beim Besuch des Bergrennens in St. Agatha (Bezirk Grieskirchen) schoss damals ein 620 PS starkes Auto in die Menge, tötete Ehefrau Bianca (34) und Tochter Sabrina (13). Sohn Patrick wurde lebensgefährlich verletzt. Seitdem kämpft Josef Drexler jeden Tag darum, weiterzumachen. "Ich fahre jede Woche mehrmals an die Stelle, um zu beten."

"Die Schuld liegt beim Veranstalter" Das Drama lässt ihn nicht los. Zwar wurde Fahrer Ernst Z. (50) verurteilt, leistete Schadensersatz. "Aber ihn hat das Schicksal genauso getroffen wie uns."
Die Schuld liege beim Veranstalter, meint Josef Drexler. Umso schockierender war für ihn die Nachricht, dass die Rallye nach einem Jahr Pause heute wieder anläuft. An der Unfallstelle hat Drexler vor kurzem ein Schild aufgestellt. Darauf ist zu lesen: "Warum? Reichen zwei Tote denn nicht aus?"

"Das ist pietätlos, aber wo es um wirtschaftliche Interessen geht, kommt Gerechtigkeit zu kurz", so Anwalt Johann Urlbauer über die Neuauflage des Rennens. Für die Gemeinde ist der Event unverzichtbare Einnahmequelle.

"Es hat nichts mit Pietät zu tun", erklärt Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer, dessen Behörde die Rallye erneut genehmigte. "Wir prüfen nur die Sicherheit, haben die Auflagen erhöht." Damit sei alles rechtens. Zudem: "Der Unfall passierte an einer Stelle, wo man so etwas nicht erwartet hätte."

Heute schützt eine Betonwand den Platz, an dem eine Familie zerrissen wurde. "Warum erst heute?", fragt Josef Drexler.