Donnerstag, 3. Juni 2010

DRK Geschäftsführer entlassen

Ohne Führung, aber nicht führungslos präsentierte sich gestern das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Essen auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz zur Entlassung seines Geschäftsführers Michael Th. Roy.

Nach jahrelangem Zwist und Frust im Verband wurde Roy am Montag fristgerecht gekündigt: zum 31.Mai 2011 (die NRZ berichtete). Bis da-hin erhält er sein volles Gehalt weiter; seine Vollmachten und Befugnisse verlor er bereits mit sofortiger Wirkung. Mit Roys Kündigung setzt der ehrenamtliche DRK-Vorsitzende Alfred Franzen ein seit 2007 mehrfach gefasstes Votum der Mitglieder um.

„Das werden wir vor Gericht lösen“, gibt sich Roy auf NRZ-Nachfrage kämpferisch. Mehr sagt er nicht zu seiner Entlassung und verweist auf das „laufende Verfahren“. Mit juristischem Beistand ist Franzen, der den Hut im 500-Mitarbeiter und 13.600 Mitglieder starken Verband auf hat, redseliger: „Alle haben darunter gelitten, dass wir hier lange Zeit einen labilen Zustand hatten. Wir haben die Kündigung einstimmig im Vorstand beschlossen – und ziemlich schnell gehandelt. Von Herrn Roy gibt es bislang keine Reaktion.“

Anders als im DRK-Umfeld spekuliert, soll Roy sich an die Beschlüsse des Vorstands stets gehalten haben: „Arbeitsrechtlich liegt kein außerordentlicher Kündigungsgrund vor“, fällt Rechtsanwalt Andreas Wiesner, der den Verband in Sachen Roy juristisch vertritt, Franzen ins Wort und nennt das „zerrüttete Vertrauensverhältnis“ als Kündigungsgrund.



Eine Abfindung soll es für Roy – trotz Mutmaßungen aus DRK-Kreisen, die mehrere hunderttausend Euro beziffern – nicht geben. Das sei nicht im Arbeitsvertrag vereinbart. Der Vorstand halte es für vertretbar, jetzt die Kündigung auszusprechen. „Das kann sehr teuer werden“, meint hierzu Alfred Franzen, wird aber sofort von seinem Anwalt gebremst.

Bereits im Februar hat der Verband eine Betriebsprüfung in Auftrag gegeben, um sich neu aufzustellen: „Das läuft parallel zur Entlassung von Herrn Roy. Wir wollen expandieren“, erklärt Franzen. So sollen defizitäre Bereiche im Ehrenamt etwa durch den Hausnotruf, Mietwagen für Rollstuhlfahrer und einen nicht ärztlich begleiteten Krankentransport ausgeglichen werden. Der Verband soll laut Franzen transparenter werden: „Damit wir einen Überblick bekommen.“
Quelle: DerWesten