Donnerstag, 29. Juli 2010

Maßschneider

Linzer Firma kritisiert „unfaire“ Ausschreibung für neue Flugrettung

Nur wenige Tage, nachdem die Flugrettung neu ausgeschrieben wurde, gibt es heftige Turbulenzen: Ein privater Betreiber kritisiert, dass die Ausschreibung für den bisherigen Betreiber ÖAMTC „maßgeschneidert“ sei.

„Es macht für mich gar keinen Sinn, bei der Ausschreibung mitzumachen. Sie enthält Auflagen, die nur der ÖAMTC erfüllen kann“, sagt der Linzer Hubschrauberunternehmer Ernst Struzenberger.
Er kritisiert einzelne Punkte der „unfairen“ Ausschreibung: So müsse der künftige Betreiber einen Mindestgeschäftsumsatz der vergangenen drei Jahre von 2,5 Millionen Euro vorweisen können. Als weiteres Kriterium würden 1000 Flugstunden für Hubschrauber-Rettungseinsätze verlangt. Diese Punkte seien nur durch einen mehrjährigen Einsatz, wie ihn der ÖAMTC bisher betrieben hat, zu erfüllen, sagt Strutzenberger.

Die Vorgeschichte: Der ÖAMTC, der seit 2001 die Flugrettung in Österreich betreibt, kündigte 2008 seinen Vertrag mit der Republik Österreich. Sein Betrieb endet am 31. Dezember 2010.

Der Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, Reinhard Kraxner, begründet den Schritt mit den gestiegenen und von den Sozialversicherungsträgern teilweise nicht refundierten Einsatzkosten. Auch seien in den Vorjahren mehrere private Standorte dazugekommen, die Flüge übernommen hätten. „Unsere Auslastung wurde dadurch rückläufig, die Finanzierung konnte langfristig nicht mehr sichergestellt werden“, sagt er. Dem widerspricht Strutzenberger, der die Flugrettung für „ein Bombengeschäft“ hält. Zudem habe der ÖAMTC vom Land eine außertourliche Finanzspritze in der Höhe von einer Million Euro erhalten. „Das war nur eine interimistische Hilfe, aber keine dauerhafte Lösung“, kontert Kraxner.

„Noch nicht entschieden“

Verärgert ist Strutzenberger auch darüber, dass sich der ÖAMTC trotz der Kündigung an der Neu-Ausschreibung beteiligen dürfe. Kraxner: „Wir haben uns noch gar entschieden, ob wir mitmachen.“ Die Modalitäten dürfe er nicht kommentieren, sagte Kraxner. Auch das dafür zuständige Innenministerium will nicht näher auf Strutzenbergers Vorwurf einer „maßgeschneiderten“ Ausschreibung eingehen. Die Flugrettung sei EU-weit erfolgt, „daher kann sich eine Vielzahl von möglichen Betreibern beteiligen“, sagt Sprecher Martin Brandstötter.