Eine schlechte Erfahrung mit dem Rettungsdienst im Untertaunus gemacht haben Marcus Hampel und seine Lebensgefährtin. Die war bei einer Mountainbike-Tour im Waldgebiet zwischen Daisbach und Kettenbach schwer gestürzt. 70 Minuten seien zwischen dem ersten Anruf bei der Rettungsleitstelle und dem Eintreffen eines Rettungswagens am Unfallort vergangen, sagt der noch immer aufgebrachte Mann.
In seinem Beschwerdeschreiben, gerichtet unter anderem an die ASB-Ortsverbände Taunusstein und Niedernhausen, schildert er die Geschehnisse wie folgt:
„Am 11. Juli gegen 20.30 Uhr verunglückte meine Lebensgefährtin mit ihrem Fahrrad . Eine Weiterfahrt war aufgrund der ersichtlichen Schwere der Verletzung ausgeschlossen und die zuständige Rettungsleitstelle wurde um 20.33 Uhr erstmals unter der Rufnummer 112 über den Sachverhalt und die Örtlichkeit des Unfallortes umfassend in Kenntnis gesetzt. Zeitnahe Hilfe wurde zugesichert.
In der Folgezeit (erstmals circa 30 Minuten nach der Erstinformation der Leitstelle) befuhr ein Rettungsfahrzeug deutlich vernehmbar (Martinshorn) die L-3031 von Aarbergen-Kettenbach in Richtung Aarbergen-Daisbach direkt an der infrage stehenden und zuvor beschriebenen Einfahrt vorbei. Nach circa fünf Minuten kam der RTW aus der anderen Richtung wieder zurück und fuhr wiederholt an der gut ausgebauten und einsehbaren Einmündung vorbei. Dieser Vorgang wiederholte sich und ich nahm erneut Kontakt mit der Leitstelle auf, schilderte den Sachverhalt, beschrieb erneut sehr dezidiert die Zufahrtsmöglichkeit zur Unfallstelle. Unmittelbare Hilfe wurde abermals zu gesagt und danach das Gespräch seitens der Leitstelle unterbrochen. Weitere Anrufe auf der Leitstelle verliefen spiegelbildlich. Bis zum endgültigen Eintreffen der Besatzung an der Unfallstelle vergingen 70 Minuten nach der Erstmitteilung.“
Hampel berichtet weiter, die ortsfremde Besatzung des Rettungswagens habe angegeben, sie sei von der Leitstelle mehrfach verkehrt gelotst worden. Bei Nachfragen brachte er in Erfahrung, dass der an der nahen DRK-Rettungswache in Michelbach stationierte RTW anderweitig im Einsatz war und deshalb ein Wagen des ASB Niedernhausen nach Aarbergen entsandt wurde, der aktuell von Hünstetten-Wallbach gekommen sei.
Dass bei diesem Einsatz einiges nicht optimal gelaufen ist, räumt man bei der Kreisverwaltung unumwunden ein. Allerdings habe es nach Angaben der Rettungsleitstelle „nur“ 42 Minuten gedauert, bis die Helfer die Unfallstelle im Wald erreicht hätten.
Es habe in der Tat einige Probleme und Verzögerungen verursacht, ein ortsunkundiges Rettungsteam per Funk an den abseits der Straße gelegenen Einsatzort zu lotsen.
Irritationen habe es allerdings auch dadurch gegeben, dass bei dem Notruf und der Wegebeschreibung zum Unfallort die Bezeichnung „Ölmühle“ gefallen sei, mit dem ortsunkundige Einsatzkräfte leider nichts hätten anfangen können.
Auf die Frage, warum man nicht zusätzlich ortskundige Helfer von Feuerwehr oder Forst alarmiert habe, erklärte Kreis-Pressesprecher Dr. Christoph Zehler, auch in diesem Falle hätte es eine gewisse Zeit in Anspruch genommen, bis diese vor Ort hätten sein können.
„Es tut uns leid, dass es so lange gedauert hat“, erklärt der Kreis-Sprecher. Man sei dabei, den Einsatz zu rekonstruieren, um die Ursachen der Verzögerungen festzustellen und um diese bei künftigen ähnlich gelagerten Fällen vermeiden zu können.