Samstag, 30. Oktober 2010

In guter Verfassung

Rotes Kreuz, Caritas, Vinzenz Gruppe und Dachverband Hospiz legen Forderungskatalog zur Hospiz- und Palliativversorgung vor.

"Hospizbetreuung ist ein Menschenrecht": Diese Aussage stand im Zentrum einer Pressekonferenz am Freitagvormittag in Wien mit Vertretern der Caritas, dem Dachverband Hospiz Österreich, der Vinzenz Gruppe und dem Roten Kreuz. "Jeder Mensch hat das Recht auf eine würdevolle und umfassende Begleitung bis zu seinem Lebensende", betonte Dachverband-Hospiz-Präsidentin Waltraud Klasnic, "wir fordern, dass das Recht in Würde zu sterben in der Bundesverfassung verankert wird". Caritas-Präsident Franz Küberl bekräftigte, dass der Zugang zu Hospizbegleitung keine Frage von "Brieftasche und Wohnort" sein dürfe.
Vor knapp zehn Jahren hatten sich alle Parteien im Parlament gemeinsam zu einer umfassenden Hospizbegleitung bekannt. Eine flächendeckende Versorgung sei aber nach wie vor nicht gegeben, so der stellvertretende Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum. Erforderlich wäre ein Ausbau von stationären Hospizen, von Palliativstationen in Krankenhäusern und von mobilen Hospizteams. Darüber hinaus solle der Hospizgedanke in alle Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen Eingang finden, so Kerschbaum.

Sr. Josefa Michelitsch, Vorstandsmitglied der "Sankt Vinzenz gemeinnützigen Privatstiftung der Barmherzigen Schwestern", der die Vinzenz Gruppe angehört, forderte eine verstärkte Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Berufsgruppen, die in der Betreuung schwer kranker und sterbender Menschen tätig sind. Der Kern sei der multiprofessionelle Ansatz und die Berücksichtigung von menschlichen, sozialen und ethischen Fragen, um eine wegweisende "Palliative Care" in Österreich etablieren zu können. "Leider gibt es noch ein negatives gemeinsames Kennzeichen aller Lehrgänge", erklärt Michelitsch: "Sie müssen alle privat finanziert werden - entweder durch die Studierenden selbst, durch deren Dienstgeber oder durch Sponsoren."

Waltraud Klasnic betonte, dass ehrenamtliches Engagement ein entscheidender Bestandteil des Hospizwesens sei. Daher müsse die finanzielle Unterstützung der ehrenamtlichen Hospizteams auf eine solide Grundlage gestellt werden. Rund 3.000 ehrenamtliche Mitarbeiter hätten laut Klasnic 2009 in Österreich mehr als 315.000 Arbeitsstunden unentgeltlich in der humanen Sterbebegleitung geleistet.

Caritas-Chef Küberl sieht die Fortschritte der letzten zehn Jahre als eine "Wiedergewinnung der Kultur einer Begleitung von Sterbenden". Trotz aller positiven Schritte gebe es in Österreich aber noch großen Nachholbedarf. Vor allem im Bereich der Verwaltung sollten die Kompetenzaufteilung zwischen dem Gesundheits- und Sozialbereich sowie den Sozialversicherungen effektiver gestaltet werden. "Die Versorgung am Lebensende darf nicht weiter Spielball zwischen diesen Bereichen, insbesondere in Bezug auf die Finanzierung, sein", betonte Küberl.
Quelle: Kathweb.at