Donnerstag, 7. Oktober 2010

Drogen, Sex und Krämpfe

LINZ. Der Leiter der neurologischen Intensivstation im AKH Linz, Josef Gruber schlägt Alarm: „Sechs Patienten im Alter von 15 bis 30 Jahren landeten binnen zwei Wochen auf meiner Station“ – großteils Opfer legaler Partydrogen. Vor drei Jahren hatte Gruber nur „ein bis zwei solcher Patienten pro Jahr“.
„Erst vorgestern gab mir eine Patientin ein Briefchen, das das aufputschende Pulver enthielt, das sie genommen hat. Sie hat es um 50 Euro in einem Geschäft in Linz gekauft. Auf der Verpackung steht, dass es das Pflanzenwachstum fördern soll“, sagt Gruber. Die Frau ist auf dem Weg der Besserung.

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Legal erhältliche Produkte wie dieses sind zuhauf auf dem Markt: Eines, das im Internet als eines der besten angeboten wird, heißt Mitseez: Ein Opfer liegt im Linzer AKH. Nach dem Konsum dieses Mittels hatte es stundenlang Sex und danach heftige Krämpfe. „Die Wirkung lässt sich bei solchen Mitteln nicht vorhersehen. Sie wird von den Vertreibern verniedlicht dargestellt und allzu viele experimentierfreudige Jugendliche, die den Kick suchen, glauben das“, sagt Gruber.

Oberösterreichs Polizei untersuchte kürzlich eine Räuchermischung namens „XXX“, die in Vöcklabruck verkauft wurde. „Die Bestandteile fallen nicht in die Suchtmittelverordnung, der Verkauf ist daher nicht strafbar“, sagt Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Die langfristige Wirkung dieser Modedroge ist noch nicht erforscht. Sie macht ähnlich „high“, wie die verbotene, gefährliche Räuchermischung „Spice“ (Siehe Stichwort). Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit untersucht die Substanz derzeit auf Gesundheitsgefährdung. Ein Verkaufsverbot steht im Raum.

„Teils bewusstlos, teils voll überdreht und Selbstmord gefährdet“, waren die Patienten, die auf Grubers Station im Linzer AKH landeten. Eine 30-jährige Patientin starb sogar. Sie dürfte den Drogenersatzstoff Substitol auf einem Teelöffel über einer Kerze geschmolzen und injiziert haben. „Möglicherweise waren die Wachspartikel Ursache für den Gehirnschlag. Das ist histologisch aber noch nicht ganz gesichert“, sagt Gruber: „Substitol ist auf dem Schwarzmarkt ganz leicht zu bekommen, es wurde mir auch schon angeboten.“