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Die Abschaffung der Wehrpflicht sei kritisch, sagt Wolfgang Hinz-Rommel, der Abteilungsleiter für Freiwilliges Engagement und Zivildienst der Diakonie Württemberg. Die wegfallenden Stellen zu kompensieren, sei unmöglich, da die Vorlaufzeit zu gering sei. „Momentan versuchen wir, die FSJ-Stellen zu erhöhen.“ Aber das sei nur begrenzt möglich, weil diese Stellen deutlich teurer seien als die der Zivis. Den alten und kranken Menschen würden die Zusatzleistungen, die durch die Abschaffung der Wehrpflicht nicht mehr angeboten werden können, fehlen. „Die Welt wird zwar nicht untergehen, aber wir werden Lücken haben.“
Eine Lücke sieht auch Christina Bochtler-Ackermann, zuständig für Zivi und FSJ beim ASB Ulm, auf die sozialen Einrichtungen zukommen. Der ASB betreut hauptsächlich Schwerbehinderte – schon die Verkürzung auf sechs Monate habe es erschwert, eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Zivi und Klient aufzubauen. Die Zivistellen durch FSJler zu ersetzen hält Bochtler-Ackermann für problematisch. „Ich glaube nicht, dass sich genügend junge Menschen finden werden, die das machen.“ Viele Zivis wären völlig freiwillig nie gekommen – auch wenn sie die Erfahrung im Nachhinein als wertvoll bezeichnen.
Ähnlich argumentiert Peter Wittmann, Regionalleiter der „Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung Ulm/Alb Donau“, die etwa Altenzentren betreibt. Er hält den Zivildienst für unerlässlich. Nicht nur wegen der Arbeitskräfte, sondern auch wegen der sozialen Erfahrungen. „Die jungen Männer haben nach dem Zivildienst einen anderen Blickwinkel.“ Die Phase präge den Menschen in seiner Solidarität und Reife. Mit FSJ-Stellen könnten die fehlenden Zivis nicht kompensiert werden:
Inge Nestele, die beim Internationalen Bund FSJ-Stellen vermittelt, glaubt dagegen nicht, dass sich ohne Wehrpflicht weniger junge Menschen sozial engagieren. Sie plädiert dafür, Zivi-Stellen durchs FSJ zu ersetzen. „Die Strukturen sind vorhanden, der Staat müsste aber mehr Mittel zur Verfügung stellen.“