Von Kreuzzügen sind die heutigen Ritter weit entfernt. Unter dem Zeichen des Kreuzes kämpfen sie aber auch heute noch für den Glauben und gegen das Elend der Welt. Nächstenliebe und Fürsorge sind ihre ritterlichen Waffen.
Wer denkt, Ritter seien längst ausgestorben, der irrt. Mit Pferd und Lanze, wie einst im Mittelalter, ziehen sie zwar nicht mehr durch die Lande, aber auch heute noch kämpfen sie für ritterliche Ideale. Allerdings im übertragenen Sinn: Reinheit, Ehre, Glaube und vor allem der Dienst am Nächsten geben ihren Weg in Zeiten von Handys, Laptops und Autos vor. Eine Rüstung tragen sie längst nicht mehr, dafür schlüpfen sie bei feierlichen Anlässen in eine Ordenstracht. Ein langer Mantel, je nach Orden weiß oder schwarz, den das Emblem der jeweiligen ritterlichen Vereinigung ziert.
Schwarzes Kreuz auf weißem Untergrund, weißes achtzackiges Kreuz auf rotem Untergrund oder rotes Jerusalemkreuz auf weißem Untergrund, sind die Wappen der drei in Österreich bestehenden christlichen Ritterorden: des Deutschen Ordens, des Malteser Ritterordens und des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
„Unser Ordenszeichen – das achtzackige Kreuz – symbolisiert das achtfache Elend der Welt, gegen das wir kämpfen“, erklärt Richard Steeb, Kanzler und Ritter des Souveränen Malteser Ritterordens – oder wie der Orden im vollen Namen heißt: „Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes in Jerusalem genannt von Rhodos, genannt von Malta“. Der Orden ist der älteste bestehende christliche Laienorden in Österreich. Er ging aus einer so genannten Hospitalbruderschaft um 1099 in Jerusalem hervor. Damals hatten die heutigen Malteser ein Spital für Pilger, Händler und später Krieger der Kreuzzüge in Jerusalem errichtet.
Heute zählt der Orden in Österreich 398 Mitglieder – 336 davon sind Ritter, 62 Ordensdamen. Jedes Jahr werden neue Mitglieder in den Ritterstand aufgenommen. Laien – wohlgemerkt. Sie können ein Gelübde ablegen und so in der Ordenshierarchie aufsteigen. Die obersten so genannten Professritter verpflichten sich zu Gehorsam, Armut und Keuschheit, stehen aber gleichzeitlich mitten im weltlichen Leben.
Die heutige Aufgabe des Ordens und seiner Mitglieder besteht darin, sich für den Glauben und den Heiligen Stuhl einzusetzen und Dienst am Nächsten zu tun. So hat der Orden in Österreich über die Jahre hinweg acht Hilfswerke aufgebaut, in denen sich österreichweit rund 1200 Menschen ehrenamtlich engagieren.
Weil der Orden ein Laienorden ist, dürfen geistliche keine Ämter und Funktionen einnehmen. „Natürlich haben wir auch geistliche Ritter, aber das ist eher ein Ehrentitel“, erklärt Steeb.
Der Malteser Orden hat im Gegensatz zu den anderen in Österreich bestehenden eine ganz spezielle Besonderheit. Er ist ein souveräner Orden, was so viel bedeutet, wie dass er ein Staat ohne Staatsgebiet ist. Das Staatsoberhaupt und gleichzeitig der Oberste des Ordens ist der Großmeister, der seinen Sitz in Rom hat. Als souveräner Staat unterhält der Malteser Ritterorden natürlich auch diplomatische Beziehungen – mit 96 Ländern weltweit, hat Vertretungen bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen.
Ganz anders ist es bei dem Deutschen Orden, der im vollen Namen „Orden der Brüder und Schwestern vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“ heißt.
Es ist ein geistlicher Orden, bei dem die Ämter und die Führung des Ordens nur Geistlichen vorbehalten sind. Auch Laien werden in die Gemeinschaft aufgenommen, allerdings nur, wenn sie ein Gelübde abgelegt haben.
Der Schwerpunkt des Deutschen Ordens liegt in der Seelsorge, in der Krankenbetreuung sowie in der Verteidigung der Glaubensstätten. So betreibt der Orden zahlreiche Krankenhäuser und Schulen in den unterschiedlichsten Ländern.
Der jüngste Ritterorden ist der „Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem“, der in Österreich derzeit rund 410 Ritter und Damen zählt. Erst im 19. Jahrhundert wurde dieser Orden gegründet. Zuvor konnte man zwar per Ritterschlag ein Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem werden, eine Gemeinschaft, eben einen Orden, gab es aber bis zur Ordensgründung 1868 nicht. Die Hauptaufgabe der Grabritter liegt darin, die Christen im Heiligen Land zu unterstützen. So betreuen und finanzieren sie dort Schulen, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen.
Egal, welchem Orden sie auch angehören, die heutigen Ritter ziehen zwar nicht mehr mit Lanze und Schwert zu Felde oder ins Heilige Land. Doch sie rittern für ihre Ideale und helfen damit unzähligen Menschen.