Wenn mit erstem Oktober der Perger Allgemeinmediziner Albert Aubell seinen Ruhestand antritt, werden die knapp 8000 Einwohner der Bezirksstadt statt wie bisher von vier nur mehr von drei Hausärzten versorgt. Denn obwohl Ärztekammer und Gebietskrankenkasse die Ordination Aubells zwei Mal für eine Nachfolge ausgeschrieben haben, fand sich kein Arzt, der die Stelle in der Bahnhofstraße übernehmen will.
„Und das, obwohl Perg eine gute Infrastruktur hat und hohe Lebensqualität bietet. Das Problem wird sich im ländlichen Raum immer öfter stellen. Wir beobachten laufend, dass es schwieriger wird, Kassenstellen zu besetzen“, sagt Oskar Schweninger, Obmann der niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer für Oberösterreich.
Droht dem Bezirk Perg also ein Engpass in der medizinischen Versorgung, wenn nun sogar eine Praxis in der Bezirksstadt ohne Nachfolger ist? „Ich glaube nicht, dass wir ein ernsthaftes Problem bekommen werden“, widerspricht der Bezirksärztesprecher Johannes Eibl aus St. Georgen/Gusen der Diagnose seines Kollegen auf Landesebene. In den letzten Jahren seien alle frei gewordenen Kassenstellen schlagartig nachbesetzt worden – auch in Gemeinden im strukturschwächeren Nordosten des Bezirkes. Das aktuelle Nachfolgeproblem sei ein Einzelfall. Junge Ärzte hätten sich womöglich von der Patientenstruktur abschrecken lassen.
Eibl spricht damit ein Thema an, das in Perg hinter vorgehaltener Hand als Hauptursache für die Absagen von Nachfolgekandidaten genannt wird: Viele in Perg ansässige Migranten vertrauen bei Beschwerden auf die Behandlung von Albert Aubell. Eine Aufgabe, die mitunter viel Geduld und kulturelles Feingefühl erfordert. Das könnte eine Ursache für die Zurückhaltung bei der Ausschreibung gewesen sein. Wie auch immer: Die Suche nach einer Nachfolge für die Kassenstelle in Perg wird fortgesetzt.
Quelle: ooeNachrichten