Blitzschnell machte er sich mit den beiden Sanitätern Sophia Unger und Ralf Krüger auf den Weg. Sie fanden eine stark alkoholisierte Frau vor, leiteten die Erstversorgung ein, checkten alle sogenannten Vitalparameter und brachten sie dann ins Krankenhaus.
Ingo Schild macht das alles ehrenamtlich, genauso wie Sophia Unger und Ralf Krüger. Der 44-Jährige ist Polizeibeamter, ließ sich 1987 nebenher zum Rettungssanitäter ausbilden, 1989 zum Rettungsassistenten. Seit 2005 schiebt er alle fünf Wochen einen Tag lang unentgeltlich Dienst auf Wache 8. Der ASB, das Deutsche Rotes Kreuz (DRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Malteser Hilfsdienst hatten die Wache damals eingerichtet, abwechselnd wird sie seitdem von den vier Hilfsorganisationen von Freitag bis Sonntag mit Ehrenamtlichen besetzt.
Mindestens sechs sind davon an einem Wochenende notwendig. Die Organisationen können auf einen Pool von rund 250 Ehrenamtlichen zurückgreifen - Studenten, Auszubildende, Handwerker, Journalisten oder eben Polizeibeamte wie Ingo Schild, die vor allem im Innenstadtbereich aktiv sind, der Berufsfeuerwehr unter die Arme greifen und Spitzen abdecken. „Als die jetzt beim Hochwasser in Steinfurt im Einsatz waren, haben wir den Rettungsdienst sichergestellt“, erklärt Dr. Hartmut Ständer vom DRK-Kreisverband. 680 Einsätze gab es 2009 insgesamt.
Ständer betont ausdrücklich, dass es bei der Einführung nicht um eine Sparmaßnahme ging, sondern darum, dass sich Ehrenamtliche und Hauptberufliche besser kennenlernen, zusammenarbeiten, sich abstimmen. „Zudem ist es Motivation für diejenigen, die sich lange ausbilden lassen, das Gelernte auch anwenden zu können.“ Gering ist der Aufwand für die Ehrenamtlichen in der Tat nicht, denn sie müssen genauso gut ausgebildet sein wie die Hauptberuflichen. Das heißt: 160 Stunden Unterricht bis zum Rettungshelfer, 520 Stunden für die Ausbildung zum Rettungssanitäter und eineinhalb Jahre Vollzeitausbildung bis zum Rettungsassistenten. Die ist zwar auch berufsbegleitend möglich, dauert dann aber drei Jahre und findet abends, an Wochenenden und in den Ferien statt. Dazu kommen 40 Einheiten Fortbildung pro Jahr.
Viele, die jetzt auf Wache 8 Wochenende für Wochenende Dienst schieben, haben sich in ihrer Bundeswehrzeit ausbilden lassen - oder, als sie auf einen Studienplatz warteten. „Aber wir haben auch welche, die es neben ihrem eigentlichen Beruf her machen“, erzählt Ständer.
Und oft liegt das ehrenamtliche Engagement als Rettungssanitäter nicht so nah wie bei Ingo Schild: Bei der Polizei kümmert der sich um die Fortbildung im notfallmedizinischen Bereich. Aber auch so findet der 44-Jährige, dass es eine interessante Tätigkeit ist: „Man weiß nie, was als nächstes kommt. Zudem kann man unmittelbar mit Menschen arbeiten und ihnen helfen.“ Das, meint Ingo Schild, mache den Reiz aus.
Quelle: MARIAN SCHÄFER / AhlenerZeitung