Die meisten von ihnen versehen bei der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) Gmunden (23 Polizisten) ihren Dienst, elf bei der AEG Kirchdorf. Traunstein- und Dachsteingebiet sowie die Prielregion und das Tote Gebirge sind die Haupteinsatzgebiete. Für die Bergung von Verletzten sind in Österreich die Notarzt-Hubschrauber zuständig, die Alpinpolizisten kommen bei der Suche nach vermissten Personen zum Einsatz, wenn Kletterer unverletzt sind oder es sich um Totbergungen handelt. Sie sind auch – ähnlich wie bei Verkehrsunfällen – für die Unfallerhebung im alpinen Gelände zuständig und bei Flugunfällen. Die Flight Operator (Flugretter), die in Hörsching stationiert sind, müssen Bergführer sein und eine Hubschrauber-Spezialausbildung absolvieren.
Quelle: ooeNachrichten
GMUNDEN. Sie retten Kletterer aus Felswänden, jagen flüchtige Räuber aus der Luft und bergen Tote nach Bergunfällen: die Alpinpolizisten. Wer einmal ihr Opfer spielen durfte und über dem Abgrund baumelte, der hat keine Angst mehr im Dunkeln.
Der Wind, den die Rotorblätter des Polizeihubschraubers erzeugen, ist so stark, dass es einen fast umhaut. Über den Traunsee peitschen die Wellen. Doch das ist noch gar nichts. Jetzt erst verliere ich den Boden unter den Füßen und hänge an einem 20-Meter-Tau. Unter meinen Füßen ist plötzlich nur mehr Luft, und der Traunsee liegt 150 Meter unter meiner linken Zehe. Wir fliegen Richtung Traunstein, und dieser winzige Karabiner soll uns halten?
Nur der Pilot bleibt cool
„Ist doch schön, diese Freiheit hier oben“, sagt Flight-Operator Martin Loitlesberger (37) entspannt. Klar, für ihn ist die jährliche Flugübung auch nichts Besonderes. Der Gmundner ist der jüngste von 14 Flugrettern des Innenministeriums in Linz. Egal, ob Einsätze im Gebirge oder die Jagd aus der Luft nach flüchtigen Straftätern – wie zuletzt bei dem Banküberfall in der Linzer Landstraße – die Alpinpolizisten sind immer dabei. Bei Verfolgungsjagden mit der Spezialeinheit Cobra sind sie Co-Pilot. Auch Autodiebe werden aus der Luft gestoppt.
Ob es wirklich eine gute Idee war, einmal das Opfer der Alpinpolizisten zu spielen? Unser Hubschrauber fliegt jetzt direkt auf einen Felsen zu. Pilot Otto Kuhn bleibt ganz cool und hält sein Spielzeug dank zweier Turbinen (je 500 PS) in der Luft. Die Nase des Hubschraubers berührt fast den Berg.
Der Pilot setzt uns auf einem kleinen Felsvorsprung mitten am Traunstein ab. Ein anderes „freiwilliges Opfer“ bewegt sich nur mehr auf allen vieren fort – so steil ist es hier. Verletzter steckt in der Wand fest heißt die Übungsannahme. Zentimetergenau steuert der nächste Flugretter auf mich zu. Der Wind und das Baumeln am Hubschrauber scheinen ihm Spaß zu machen. Einer von ihnen ist Alpinpolizist Alfred Hinterwirth (49) aus Kirchdorf. Er landet neben mir und bindet mir das Rettungstuch um. Dann hängt er den Karabiner ein und gibt dem Piloten das Startsignal. Wir schweben wieder über dem Abgrund – mein Leben hängt abermals an einem seidenen Kletterfaden. Doch diesmal kann ich den Flug schon fast genießen, auch wenn ich offiziell als Opfer schwer verletzt bin.
Zahl der Unfälle steigt
„Die Seilbergung ist die schnellste Art, jemanden aus einer Notlage am Berg zu retten“, sagt Ausbildungsleiter Hans-Peter Magritzer. Über zu wenig Arbeit können sich er und seine Kollegen in diesem Sommer nicht beklagen. 520 alpine Einsätze gab es seit November 2009, 480 Personen wurden verletzt, 24 konnten nur noch tot geborgen werden. Zehn davon starben bei klassischen Berg- und Wanderunfällen.
„Auffällig ist die Zunahme von Herz-Kreislauf-Unfällen mit tödlichem Ausgang“, sagt Magritzer. Wie etwa zuletzt am Erlakogel in Ebensee. Immer mehr Menschen gehen in die Berge, „sie muten sich Touren zu, für die sie nicht fit genug sind.“ Auch dass sich Wanderer verirren, komme häufiger vor. Relativ gesehen sei deshalb angesichts des schlechten Wetters im August die Zahl der Bergunfälle stark gestiegen.
Der Kremsmünsterer Oliver Stoschka (37) ist einer von drei Hubschrauberpiloten des Innenministeriums in der Flugeinsatstelle Linz Hörsching. Im OÖN-Gespräch erklärt er, warum Einsätze im Gebirge so gefährlich sind.
OON: Von den Flugkünsten des Piloten hängt oft das Leben der Verletzten ab. Was macht Hubschrauberfliegen im Gebirge zur größten Herausforderung?
Stoschka: Die große Höhe und die Ausgesetztheit in der Natur. Am schwierigsten sind Einsätze im Gipfelbereich. Fallwinde und lokale Windströmungen erschweren das Fliegen am Berg. Es ist wie beim Menschen. Je höher man fliegt, desto schwächer ist die Leistung der Turbinen, weil sie weniger Sauerstoff bekommen. Trotz 750 PS.
OÖN: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit dem Flugretter, der unten an dem Tau hängt?
Stoschka: Ohne das perfekte Zusammenspiel zwischen Pilot und Flight Operator (Flugretter, Anm.) geht gar nichts. Im schwierigen Gelände bin ich auf seine Hilfe angewiesen. Er hilft mir beim Navigieren und sagt mir über Funk den Abstand zum Fels oder den Bäumen an. Seilbergungen sind sicher das Anspruchsvollste, was es gibt.
OÖN: Seit wann sind Sie Hubschrauberpilot?
Stoschka: Ich fliege jetzt seit 1997 als Hubschrauberpilot für das Innenministerium. In Linz verwenden wir momentan zwei Hubschraubertypen. Unseren neuen Eurocopter EC 135 P2+ und die Ecureuil AS 355 N – Höchstgeschwindigkeit: 272 km/h.