Donnerstag, 9. September 2010

Stadt/Land/Fluss

Lange bevor die erste Republik von Nazideutschland anektiert - angeschlossen, heimgeholt oder wie auch immer man es nennen will - wurde, standen sich Sozialisten und ChristlichSoziale Österreicher unversöhnlich gegenüber. Die blutige Auseinandersetzung zwischen den paramilitärischen Verbänden (Schutzbund und Heimwehr) der beiden (sozialen) Seiten nahm in Linz ihren Ausgang und mündete in einen Sieg der Vorläuferpartei der heutigen ÖVP. 

Nach dem Einmarsch der Reichsdeutschen Truppen fanden sich sowohl Sozialisten wie Christlich Soziale unter den Verlierern. Manche der ehemaligen Todfeinde bewohnten nun benachbarte Zelle oder wurden gar in ein und derselben zusammengepfercht. Als die Alliierten das Nazireich - dessen erstes Opfer ja Österreich gewesen war - niedergerungen hatten, waren die Gegner von einst klüger geworden. Nie wieder sollte man aufeinander Schießen müssen. Doch ständiges miteinander Reden war auch mühsam. Also legten die Gründerväter des neu enstanden Bundeslands ihre Einflußsphären genauestens fest. Ein Ungeschriebenes Gesetz das bis heute besteht...

LINZ. Dass die ÖVP 14 von 15 Bezirkshauptleuten stellt und die SPÖ dafür in den Magistraten Linz, Wels und Steyr anschafft, liegt nicht nur am Wählerwillen. Es ist auch historisch begründet. Bereits in den 40er-Jahren haben sich Schwarz und Rot das Land aufgeteilt.

Es war das legendäre schwarz-rote Politikerduo Heinrich Gleißner und Ernst Koref, das nach dem Zweiten Weltkrieg diese Aufteilung paktiert hatte, ohne das Ganze jemals schriftlich festzuhalten. Der VP-Landeshauptmann Heinrich Gleißner und der Linzer SP-Bürgermeister Ernst Koref waren zwar politische Gegenspieler, aber auch gute Freunde und bündelten ihre Kräfte für den Aufbau des Landes in der Nachkriegszeit.

Um dabei störende politische Haxlbeißereien möglichst auszuschalten, haben sich die beiden Großparteien Macht und Einfluss im Land „gerecht“ aufgeteilt. Die ÖVP „übernahm“ die Verwaltung fast aller Bezirke, die SPÖ jener der Statutarstädte Linz, Wels und Steyr, den Großbezirk Linz-Land und den kleinen Bezirk Eferding. Gleichzeitig wurde vereinbart, dass keiner den Einflussbereich des anderen groß stören würde.

Diese Machtteilung sollte – obwohl nie niedergeschrieben – über Jahrzehnte gelten. Entsprechend groß war die Aufregung bei der SPÖ, als sich die ÖVP 2005 nach dem unrühmlichen Abgang von Franz Jandl den stets roten Bezirk Eferding mit einem schwarzen Bezirkshauptmann besetzte.

Faktum ist, dass 14 von 15 Bezirkshauptmannschaften heute von VP-nahen Chefs geführt werden. Christoph Schweitzer etwa wechselte direkt vom Büro des Landeshauptmanns Josef Pühringer (VP) an die Spitze der Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen.