Samstag, 25. September 2010

This is the end - my friend

Die alteingesessenen Organisationen des Rettungsdienstes - zu Lande und in der Luft - waren über die Unterstützung nicht in Euphorie verfallen. Schmälert der Mitbewerber doch die Einsatzzahlen und reisst ein Loch in das ohnehin schmale Budget der Platzhirsche. Nach zähme Ringen schien sich flymed etablieren zu können. Nun entschloss sich die GesmbH am 3. Oktober (Sonnenaufgang 07:05; Sonnenuntergang 18:39) das letzte mal abzuheben.


Die Rettung aus der Luft spielt im Salzkammergut eine wesentliche Rolle. Anflugzeiten von über 20 Minuten waren in der Vergangenheit oft keine Seltenheit, um verletzte Bergsteiger oder Skifahrer aus dem oft unwegsamen Gelände zu holen. Mit dem Wegfall des damaligen Rettungshubschrauber Knauss in Ebensee brach auch ein Stück gewohnte Sicherheit in der Region weg.

Aus diesem Grund nahm Ende Mai 2009 die private Firma Flymed GmbH des Radiologen Primarius Dr. Günther Schamp aus Oberpullendorf (Burgenland) mit einer BO-105 CBS-4 den Rettungsflug vom Flugplatz Gschwandt bei Gmunden wieder auf. Ein Ganzjahres Rettungshubschrauberstützpunkt wurde dazu eingerichtet.

Mitte Juni 2009 erhielt die Firma Flymed von Seiten des Roten Kreuzes das offizielle „GO“ alarmiert zu werden. Zuvor wollte oder konnte Rot Kreuz Präsident Leo Pallwein-Prettner aufgrund diverser vertraglicher Differenzen zwischen dem Land OÖ, dem Roten Kreuz und der Firma Flymed die Alarmierungserlaubnis nicht erteilen.

Standortwechsel von Gschwandt nach Scharnstein
Noch vor dem Jahreswechsel wurde der Stützpunkt vom Flugplatz Gschwandt auf den Flugplatz Scharnstein im Almtal verlegt. Um auch während der Nebelsaison im Seengebiet für die Gesundheit der Bürger zur Verfügung zu stehen, entschied sich die Firma Flymed mit Ende Oktober einen neuen Standort zu suchen. Nach zahlreichen Gesprächen konnte der Flugplatz Scharnstein auserkoren werden.

Vorerst konnte gemeinsam mit der Firma Berger Air Flugdienst GmbH am Flugplatz Gmunden-Gschwandt der Ganzjahres Rettungshubschrauberstützpunkt betrieben werden. Nach einem knappen halben Jahr lief jedoch mit Berger Air der Vertrag aus und FlyMed flog seither mit eigener Air Operating Certification für Hems, kurz AOC in Scharnstein.

Wegen einer neuen Luftfahrtverordnung müssen seit Jahresbeginn sämtliche Notarzthubschrauber bestimmten Anforderungen entsprechen. Das bedeutet unter anderem, dass nur noch Hubschrauber mit einer speziellen Zulassung (Kategorie A), die die höchste Leistungsklasse erfüllen können, eingesetzt werden dürfen.

Somit durfte Flymed nicht mehr mit dem kostengünstigen Hubschraubertyp BO-105 fliegen. Die Firmenleitung hat rasch reagiert und daher ihren Rettungshubschraubertypen gewechselt. Als Notarzthubschrauber konnte der aus der Fernsehsendung bekannte "Medicopter 117", eine BK117 B2, gewonnen werden.

Airmed 2 - eine Bereicherung für die Region
Airmed 2 hob in den letzten eineinhalb Jahren über 600 Mal zu Einsätzen ab. Dabei wurden beispielsweise unzählige Alpinisten aller Altersschichten aus ihrer Bergnot gerettet, Personen nach Verkehrsunfällen in die umliegenden Krankenhäuser geflogen oder bei Internen Notfällen raschest geholfen. Überstellungsflüge von Intensivpatienten von Krankenhaus zu Krankenhaus gehörten genauso zum Aufgabengebiet wie die Unterstützung befreundeter Einsatzorganisationen bei Schulungen.

Die Einsatzzahlen im Salzkammergut rechtfertigen auf alle Fälle den Standort und den Einsatz eines Hubschraubers in der Region. Zahlreiche Alpineinsätze wie jener kürzlich am Traunstein, bei dem zwei Alpinisten noch kurz vor Dämmerungseinbruch durch das Team des Airmed 2 geborgen werden konnten, beweisen die Wichtigkeit eines Notarzthubschraubers in der Region.

"Bereits im Mai 2010 wurden erste Überlegungen getroffen, den Stützpunkt in Scharnstein zu schließen.", sagt Primar Dr. Günther Schamp gegenüber salzi.at und meinte weiter: "Nur durch das Entgegenkommen des Eigentümers des Medicopters konnte der Betrieb schließlich noch aufrecht erhalten werden. Die hohen Leasingkosten der Ersatzhubschrauber – die zwei firmeneigenen BO-105 müssen am Boden bleiben – ausbleibende Einsätze sowie die niedrigen Tarife die von den Kassen für Einsätze gezahlt werden führten schließlich zu einem 6-stelligen Defizit."

Um von Seiten des Roten Kreuzes alarmiert zu werden müssen monatlich €2.000.- dem Roten Kreuz bezahlt werden. Alleine die Leasingkosten eines Ersatz-Notarzthubschraubers belaufen sich pro Monat auf rund 70.000 bis 90.000 Euro.

"Die Rahmenbedingungen für die Flugrettung in Österreich sind grausam!", so Primar Dr. Günther Schamp. Für einen Internen Notfall werden lediglich €945.- von der Krankenkasse übernommen. Bei Verkehrsunfällen maximal €1800.- und bei Sekundärtransporten maximal €1.300.-. Wird der Hubschrauber nach einer Alarmierung während eines Anfluges oder kurz nach dem Start storniert, so kann nicht wie in Deutschland der entstandene Aufwand verrechnet werden. Verstirbt beispielsweise nach einer Reanimation ein Patient, so können auch hier für die verbrauchten Medikamente, sowie der An- und Abflug nicht verrechnet werden.

Zusätzlich muss bei einer Bergung eines tödlich Verunglückten zusätzlich extra ein Hubschrauber des Bundesministeriums angefordert werden, der schließlich auf Kosten der Steuerzahler die Bergung durchführt.

"Bedauernswert ist, dass der ÖAMTC als führender Rettungshubschrauberbetreiber es in den letzten Jahren nicht zustande gebracht hat, hier im Einklang mit der Politik zusammen eine Tarifänderung hervorzurufen. Trotz hoher Subventionen einer nach EU gesetzeswidrigen und wettbewerbsverzerrender Förderungen von Land und Bund – Förderungen für Stützpunkt, Kostenübernahme des Personals und Bereitstellung der Ärzte und Medikamente kündigte der ÖAMTC den Vertrag mit dem Bund mit Dezember 2010.", erklärt Schamp.

Die Firma Flymed GmbH hat daher den Entschluss gefasst, mit 3. Oktober als letzten Flugtag den Betrieb in Scharnstein einzustellen und möchte sich auf diesem Wege bei allen befreundeten Einsatzorganisationen, allen voran der Bergrettung, für die tolle und reibungslose Zusammenarbeit bedanken.
Quelle: Salzi.at