Dienstag, 9. November 2010

Entführt

35-Jährige soll mehrere Tage festgehalten und dann freigelassen worden sein - Kein Motiv erkennbar - Polizei sucht nach dem Täter
Kopfzerbrechen bereitet den Ermittlern des Landeskriminalamtes (LKA) Wien, Außenstelle Süd, derzeit der mysteriöse Entführungsfall einer Wienerin. Die 35-jährige Frau soll in Niederösterreich von einem Mann aus ihrem Auto entführt und mehrere Tage festgehalten worden sein. Der Täter ließ sie frei, nachdem ihn seine Schwester dazu überredet haben soll. Einen entsprechenden Bericht der Wiener U-Bahnzeitung "Heute" bestätigte die Polizei am Dienstag. Es fehlt in dem Fall aber jedes Motiv, Zeugen gibt es ebenfalls nicht, so Polizeisprecher Mario Hejl.
Am 3. November meldete sich der Mann der 35-Jährigen bei der Polizei: Seine Frau sei abgängig. Sie habe sich zuletzt über ihr Handy gerührt, sei in ihrem Ford Galaxy unterwegs und habe verzweifelt gewirkt. Laut Polizei wurde das Mobiltelefon danach abgeschaltet. Die Ermittler leiteten eine Fahndung ein.

Einen Tag darauf wurde der Pkw der Hietzingerin im niederösterreichischen Böheimkirchen in der Nähe der Westautobahn (A1) gefunden. Spuren, die auf eine Gewalttat hingedeutet hätten, fanden sich in dem Wagen nicht. Die Polizei leitete eine Suchaktion mit Hubschrauber und Hunden ein, die aber ohne Erfolg blieb.

Am vergangenen Sonntag entdeckten Passanten die 35-Jährige im oberösterreichischen Engelhartszell (Bezirk Schärding) neben der Straße. Sie machte laut Polizei einen traumatisierten Eindruck, konnte zunächst nichts über sich selbst sagen und wies Spuren von Fesseln an ihren Handgelenken auf.

Kein Motiv erkennbar

Bei einer Einvernahme sagte sie nur, dass sie von einem Unbekannten mehrere Tage in einem Wohnmobil festgehalten wurde. Der Mann habe sie an einen Sessel gefesselt, beschimpft und misshandelt. Am Sonntag schließlich sei eine Frau in das Wohnmobil gekommen und hätte den Mann überredet, die 35-Jährige freizulassen. Aus dem Gespräch der beiden sei hervorgegangen, dass es sich bei der Frau um die Schwester des Entführers gehandelt haben dürfte. Zum Wohnmobil selbst und wie sie in die Gewalt des Entführers geraten war, konnte die Wienerin nichts sagen.

Das Motiv blieb völlig im Dunkeln, wenn es sich tatsächlich um einen Entführungsfall handeln sollte. Forderungen wie Lösegeld und Ähnliches wurden nicht gestellt. Die 35-Jährige wurde in ein Krankenhaus eingeliefert.

Die beiden Personen, mit denen sie zu tun gehabt hatte, beschrieb sie sehr genau: Demnach war der Entführer etwa 1.80 Meter groß, korpulent und etwa 45 Jahre alt. Er hatte dunkelblonde Haare mit einer Stirnglatze, am linken kleinen Finger fehlten zwei Glieder. Er trug Jeans, schwarze Stiefel und einen Kapuzensweater. Die Frau wurde als etwa 1,65 Meter groß, rund 50 Jahre alt und sehr schlank beschrieben. Sie trug Jeans und eine rosa Windjacke.

Die Polizei bat um sachdienliche Hinweise an das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Süd unter der Telefonnummer 01/31310/57800 DW (Journaldienst).
Quelle: derStandard