Samstag, 6. November 2010

Niederlage für Landesverbandspräsident

Der Auschluss aus einer humanitären ist wohl das schmerzlichste das einem Freiwilligen angetan werden kann, speziell wenn der Ausgeschlossene an die Spitze einer Bezirksstelle gewählt wurde. Dass Präsidenten keine Monarchen sind und zeigt folgendes Beispiel aus NOe:

KNALLEFFEKT / Vorwürfe gegen Thomas Bonfert zerbröselten vor Gericht, Aberkennung der Rot Kreuz Mitgliedschaft aufgehoben.

WIENER NEUSTADT / Die Körpersprache verrät das Urteil schon vor der Verkündung: Thomas Bonfert antwortet gelassen jeder Frage, sein Rechtsanwalt Wolfgang Ferstl sitzt entspannt daneben. Währenddessen wird das Gesicht von Präsident Willi Sauer immer länger, die Stimme wird schon mal laut. Auch Zeuge Bernhard Müller wünscht sich sichtlich, nicht hier sitzen zu müssen. Dann das Urteil: Die Aberkennung der Rot-Kreuz-Mitgliedschaft von Bonfert wird aufgehoben, den Anschuldigungen hätte es an Substanz gefehlt – eine schwere Niederlage für den Landesverband.

Die Anschuldigungen stützten sich auf zwei Säulen. Die Erste: Bonfert soll über Präsident Willi Sauer diffamierende Aussagen getätigt haben. Die Zweite: Bonfert soll bei einer internen Rot-Kreuz-Versammlung Mitschnitte via Handy gemacht haben, wobei Buh-Rufe über einen Kontrahenten zu hören sind. Das soll er in einem Vier-Augen-Gespräch Bürgermeister Müller vorgespielt haben.

Die erste Säule bröckelt binnen weniger Minuten: Beschimpfungen können keine Zeuge bestätigen, auch nicht Müller oder Sauer selbst. Dann geht es um das Vier-Augen-Gespräch im Oktober 2009. Bonfert bestreitet, Aufnahmen getätigt zu haben, er habe dem Bürgermeister auch keine Mitschnitte vorgespielt. Dem widerspricht Müller: „Er hat mit ein Audio-File vorgespielt“. Allerdings gibt es dafür keinen Beweis, andere Zeugen kennen den Audio-Mitschnitt nur vom Hörensagen, es steht Aussage gegen Aussage.

Ungereimtheiten um Müllers Mitgliedschaft

Und dann gerät der Landesverband selbst ins Zwielicht: Denn wie Auszüge beweisen, versuchte man, Bürgermeister Müller Monate nach dem Gespräch als Rot-Kreuz-Mitglied aus der Datenbank zu löschen. Aus dem Vorspielen wäre laut Statuten so die unerlaubte Weitergabe an Dritte geworden. Wer das in Auftrag gegeben hatte, blieb ein Rätsel. „Die Geschäftsführung war es nicht“, so Sauer.

Vor dem Schiedsgericht blieb somit keiner der „Anklagepunkte“ aufrecht, das brachte Bonfert den Sieg. Er steht somit auch vor dem Amtsantritt als Bezirksstellenleiter. Denn die Wahl hatte er ja vor über einem halben Jahr gewonnen, der Landesverband hatte das Ergebnis jedoch nicht anerkannt. Präsident Sauer nach der Verhandlung zur NÖN: „In der nächsten Arbeitsausschusssitzung (3. November) werden wir das Wahlergebnis anerkennen müssen.“

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April 2009: Die Rot Kreuz Bezirksstellenleitung, allen voran Robert Meixner, wird vom Landesverband sistiert. Karl Pietsch wird amtsführender Bezirksstellenleiter-Stellvertreter.
Mai 2009: Nach 30 Jahren kehrt Robert Meixner dem Roten Kreuz den Rücken und tritt, wie Kassier Christian Pichlerbauer, aus dem Roten Kreuz aus.
November 2009: Vom Landesverband wird Bürgermeister Müller als Bezirksstellenleiter gewünscht, der will sich allerdings keiner Kampfabstimmung stellen. Denn bereits damals will Thomas Bonfert kandidieren. Allerdings kommt es 2009 zu keiner Wahl.
Februar 2010: Christian Sacher geht aus dem Bezirksstellenausschuss als Wahlvorschlag hervor, Bonfert startet eine Unterschriftenliste und darf zur Wahl antreten.
März 2010: Gegen Bonfert läuft ein Ausschlussverfahren, wie vier Tage vor der Wahl bekannt wird. Trotzdem bekommt er bei der Wahl zum Bezirksstellenleiter gegenüber Christian Sacher den Vorzug. Bonfert selbst legt gegen das Ausschlussverfahren Berufung ein, ein internes Schiedsgericht soll eine endgültige Entscheidung bringen.
April 2010: Der Landesverband des Roten Kreuzes erkennt den Wahlsieg von Bonfert nicht an.
Mai 2010: Mehrere Bürgermeister rund um Hans Rädler fordern die Anerkennung des Wahlergebnisses.
Sommer 2010: Es kommt zu einem Treffen zwischen Rot Kreuz Präsident und den Bürgermeistern, es soll in der Causa Bonfert zu einer raschen Entscheidung kommen.
September 2010: Sechs Monate nach der Berufung gegen den Ausschluss gab es noch immer kein Schiedsgerichtsverfahren. Bonfert bringt am Bezirksgericht Klage ein.
Oktober 2010: Im Oktober kommt es doch noch zu einem Rot Kreuz Schiedsgericht, wo Bonfert als Sieger hervor geht. Der Beschluss zur Aberkennung der Mitgliedschaft wird aufgehoben.