Donnerstag, 18. November 2010

Helden Haft

Sieben Jahre Haft und Psychiatrie für Feuerteufel
CASTROP-RAUXEL (D)  Er träumte davon ein Held zu sein, und brachte stattdessen Angst und Schrecken über die Stadt. Kevin P., Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Castrop-Rauxel, ist am Mittwoch vom Dortmunder Schwurgericht wegen 28-fachen Mordversuchs und Brandstiftung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden.

Den Großteil der Strafe wird der schmächtige, blasse Mann jedoch nicht in einem normalen Gefängnis absitzen. Psychiater Bernd Roggenwallner hält ihn für einen gefährlichen Pyromanen, für einen Mann, der einen krankhaften Drang verspürt, Feuer zu legen, um anschließend selbst als Retter im Mittelpunkt zu stehen.

Kevin P. soll deshalb nach dem Willen der Richter in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung behandelt werden. Die Ärzte gehen von einer Mindest-Behandlungsdauer von etwa fünf Jahren aus.

Nur knapp dem Tod entronnen

Anfang des Jahres hatte der 22-Jährige mit acht Bränden innerhalb nur weniger Tage für Aufsehen gesorgt. Erst brannten „nur“ Gartenlauben und Geräteschuppen, schließlich drang er aber auch Keller von Mehrfamilienhäusern ein und zündete dort alte Möbel oder Holzhaufen an. Die 28 Bewohner, die am 14. Januar von einem Kellerbrand aus dem Schlaf gerissen wurden, entgingen nach Ansicht eines Brandsachverständigen nur knapp dem Tod. Auch die Bewohner eines Hauses am Rotdorn, wo es nur wenige Stunden später brannte, entkamen den Flammen und dem dichten, giften Rauch nur knapp.

Kevin P. vernahm die Urteilsverkündung ohne äußere Regung. Unmittelbar zuvor hatte er noch einmal für seine Taten um Entschuldigung gebeten. "Ich wollte niemanden verletzen oder töten", sagte der 22-Jährige.

Ziel: Anerkennung seiner Arbeit

Mit der Brandserie und der jetzt erfolgten Verurteilung hat der junge Mann selbstverständlich auch seine Karriere als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zerstört. Schon als Jugendlicher meldete er sich bei den Brandschützern, fand allein dort die Anerkennung und Akzeptanz, die er anderswo vermisste.

"Er stammt aus unterdurchschnittlichen Verhältnissen", sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Meyer in der Urteilsbegründung. "Mit den Bränden und seinen anschließenden Einsätzen als Feuerwehrmann wollte er sich beweisen und als guter, tüchtiger Mitarbeiter dastehen."