Freitag, 19. November 2010

"Engel von Obernberg" gestorben


OBERNBERG/INN. Erni Jeblinger war ein Engel. Immer hatte sie ein Lächeln auf den Lippen, und immer war sie für die anderen da. Wo sie auftauchte, breitete sich eine Aura der Güte und der Hilfsbereitschaft aus.

Die 72-jährige Innviertlerin war eine Wohltäterin. Als ausgebildete Rettungssanitäterin war sie häufig mit schrecklichen Dingen konfrontiert. Doch wo andere nicht einmal hinsehen hätten können, war sie zur Hilfe bereit. Sie hatte die Gabe, Menschen in schlimmen Lebenssituationen beizustehen und Kraft zu geben.

Dabei hätte sie mitunter auch selbst etwas Beistand bitter nötig gehabt. Nach einer Eileiter-Schwangerschaft im Jahr 1975 wurde ihr eröffnet, dass sie niemals wird Kinder bekommen können. Ein harter Schlag für sie, die kleine Erdenbürger über alles liebte, und für ihren Mann Erich.
Aber Erni Jeblinger verzagte nicht. Sie nahm ihr Schicksal an und begann, einfach für andere da zu sein. So war die Innviertlerin, die die letzten sechs Wochen ihres Lebens zuhause verbrachte und dabei liebevoll von ihrem Gatten betreut und gepflegt wurde, wesentlich am Aufbau der Aktion „Essen auf Rädern“ in Obernberg beteiligt.

Und ihre Abnehmer liebten sie. Sie wussten, dass man mit Erni Jeblinger immer reden konnte, dass sie niemals den Kontakt zu jemandem scheute und stets ein offenes Ohr für ein kurzes Gespräch hatte. Rot-Kreuz-Führungsmann Peter Höll erinnert sich: „Schon lange, bevor das Motto ,Aus Liebe zum Menschen‘ zum Leitmotiv beim Roten Kreuz erhoben wurde, lebte Erni Jeblinger danach.“

Das galt auch für ihr politisches Leben. 1997 kam sie für die ÖVP in den Gemeinderat. Dort wirkte sie sowohl im Sozial- als auch im Kultur-, Umwelt und Wirtschaftsausschuss. Doch selbst in der Gemeindestube fand Erni Jeblinger nahezu immer die richtigen Worte. Auch dort suchte sie das Verbindende, und mied das Trennende. Selbstverständlich hatte die Innviertlerin auch Ecken und Kanten, aber diese Seite kam nur selten zum Vorschein.

Sie setzte ihre Stimme lieber bei etwas anderem ein, zum Beispiel beim Singen. Erni Jeblinger war langjähriges Mitglied der Liedertafel, und sie engagierte sich sehr im Kirchenchor.

Einen wichtigen Teil in ihrem Leben nahmen auch Blumen ein. Mit ihren geschickten Händen zauberte Erni Jeblinger die herrlichsten Gestecke. War die Kirche an Festtagen besonders schön geschmückt, lag es meistens an ihr. Dabei litt die Innviertlerin seit längerem an Magenkrebs. Doch Erni Jeblinger war eine Kämpferin, und es ging sogar wieder bergauf. Selbst die Seefestspiele in Mörbisch konnte sie heuer wieder besuchen. Bis es zum Rückschlag kam und sie für immer die Augen schloss.

Erni Jeblinger wurde am Freitag, 12. November, in Obernberg beigesetzt. An diesem Tag war der Markt wie ausgestorben. Fast die gesamte Bevölkerung stand an ihrem Grab und erwies dem „Engel von Obernberg“ die letzte Ehre.