Sonntag, 14. August 2011

Wolaita: Eine äthiopische Erfolgsgeschichte

Vorsorge zahlt sich aus: In Zentral-Äthiopien hilft das Österreichische Rote Kreuz seit der letzten Dürre 2008 mit, Dorfbewohner langfristig gegen den Hunger zu wappnen.

Es gibt auch gute Nachrichten aus Äthiopien. Eine davon ist zum Beispiel die Geschichte von Mengiste Bala und ihren 12 Kindern. Vor zweieinhalb Jahren stand die Äthiopierin vor dem Nichts.
Auch damals blieb der Regen aus und sie hatte nichts, womit sie ihre Kinder ernähren konnte. Auch damals war das Rote Kreuz zur Stelle und half der 12-fachen Mutter mit Schafen und Lebensmitteln aus der Not.

"Während der Dürre litten wir Hunger. Wir hatten alle unsere Vorräte verbraucht. Aber das Rote Kreuz kam und gab uns zu essen und die Hoffnung zurück." Stolz lächelt Mengiste ihre gesunde Kinderschar an.


Stärkung der Lebensgrundlage


Nach den Lebensmittelverteilungen in der Nothilfs-Phase begann das Äthiopische Rote Kreuz damit, die Familien gegen zukünftige Dürren zu wappnen. "Unsere erste Priorität war es damals, Leben zu retten", erklärt der Rotkreuz-Helfer Seifu Worku. "Danach haben wir an der Stärkung der Lebensgrundlage gearbeitet. Wir dürfen uns nicht nur auf kurzfristige Probleme konzentrieren."


Als alleinversorgende Mutter von 12 Kindern bekam Mengiste drei Schafe und Saatgut für Mais und Sorghum. Sie begann, die Schafe zu züchten und verkaufte sie am Markt. Inzwischen hat die Familie sieben Schafe, eine Kuh und einen reichen Gemüsegarten.


Wie fühlt sich Mengiste angesichts der Dürre, die immer weiter nach Zentral-Äthiopien vordringt und Leben in Gefahr bringt? Was denkt sie über die Zukunft? "Ich bin mir sicher, dass wir diese Dürre überstehen werden. Der Regen ist wenig, aber meine Kuh ist ausgewachsen und bald werde ich auch Kühe verkaufen können un meiner Familie wird es gut gehen."

Grüne Hungersnot


Ihre Heimat, die Region Wolaita, liegt etwa vier Autostunden von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt und wird oft als Gegend genannt, in der so genannte "grüne Hungersnöte" ausbrechen. Die Bevölkerungsdichte mit 400 Menschen pro Quadratkilometer ist relativ hoch. Deshalb haben die Menschen eher kleine Anbauflächen. Ohne zusätzliches Einkommen kann eine entfallene Ernte eine Familie zum Hungern verdammen. 2008 sind zwei Regensaisonen ausgefallen - viele Familien waren verzweifelt.

Seit damals hilft auch das Österreichische Rote Kreuz in der Region Wolaita und verfolgt gemeinsam mit den äthiopischen Kollegen den Ansatz, die Lebensgrundlage der Menschen langfristig zu sichern. In Wolaita bedeutet das neben der Verteilung von Saatgut und Vieh eine Ausdehnung auf den Bereich Wasser.


"Die Rehabilitierung und Ausweitung von Wasserstellen und Bewässerungsanlagen ist ein wichtiger Aspekt des Projekts", sagt der ÖRK-Delegierte Klaus Palkovits. "Wir reparieren zum Beispiel Bewässerungen, die vor 30 Jahren von anderen NGOs gebaut wurden und irgendwann kaputt gingen und kaputt blieben. Weil in der Gemeinschaft weder das Material noch das Wissen für eine Reparatur vorhanden waren."

Trinkwasser statt Malaria

Die Wasserstelle in Gacheno Kabele wurde saniert. Die Dorfbewohner haben gemeinsam mit den Rotkreuz-Helfern Hand angelegt. "Für jeden Kanister Wasser zahlen wir 25 cents (weniger als 1 Euro-Cent)," erklärt Workinesh Moya. "Unser Wasser-Komittee hat den Betrag festgelegt. Damit können wir Ersatzteile kaufen, wenn wir welche brauchen."

Das Wasser kommt über eine einfache Leitung direkt in das Dorf. "Das bedeutet für uns Frauen und Kinder eine riesige Verbesserung. Früher waren wir den ganzen Tag mit dem Wasserholen beschäftigt. Manchmal war der Fluss auch ausgetrocknet", erinnert sich Workinesh. "Das Wasser war trüb und schmutzig und es gab Malaria. Nun fühlen wir uns gesünder und bekommen jeden Tag sauberes Wasser - das ist gut!"

Die Wasserstation von Gacheno Kabele versorgt 4.000 Haushalte und damit etwa 24.000 Menschen.
Quelle: Rotes Kreuz