HAIBACH/DONAU. Nach einem Brand ist das Haus von Gertraud R. einsturzgefährdet. Die alleinerziehende Mutter und ihre vier Kinder finden vorübergehend in der Volksschule Haibach Unterschlupf.
„Wir haben alles verloren, der erste Stock wurde bei dem Feuer völlig zerstört. Das, was wir aus dem Erdgeschoß retten konnten, riecht unerträglich nach Rauch“, sagt Gertraud R. am Tag nach dem Schicksalsschlag. Seit vier Uhr früh ist die 41-Jährige nach einer schlaflosen Nacht im Haus ihrer Eltern auf den Beinen. „Seither bin ich am Telefonieren und Organisieren, aber noch ist es schwierig für mich zu erkennen, wo wir Hilfe brauchen.“
Am Donnerstag beim Frühstück nahm das Unglück seinen Lauf. „Das Küchenlicht hat nur schwach geleuchtet, der Toaster nicht funktioniert. Ich schaute im Sicherungskasten nach, was mit der Elektrik nicht stimmt. Aus dem Zimmer meiner 12-jährigen Tochter ist uns dann schon eine Rauchwolke entgegengekommen“, sagt die Diplom-Krankenschwester.
Ihr ältester Sohn Mathias (20) versuchte mit dem Feuerlöscher die Flammen einzudämmen. Vergebens. „Ich holte meine dreijährige Tochter aus dem Bett, und wir rannten raus, riefen die Feuerwehr.“ Nach vier Stunden konnten die Helfer der acht umliegenden Feuerwehren die Flammen eindämmen. Dachstuhl und erster Stock waren nicht mehr zu retten.
„Auch in meinem Zimmer ist die Decke runtergekommen, meine Klimmstange hat aber einen Teil gerettet“, sagt Sohn Julian (18). Am Tag danach packen die zwei ältesten Kinder tatkräftig mit an, schleppen Kisten in die Volksschule gegenüber, wo die Familie in den kommenden Wochen in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung einziehen darf.
Leere Räume, aber immerhin ein Dach über dem Kopf. Dort sortieren Mathias und Julian die Habseligkeiten aus und putzen den verrußten Hausrat. Dennoch riecht es in der neuen Bleibe wieder nach Rauch. Ein kleines Mädchen kommt an der Hand seiner Mutter zur Volksschule. Sie schenkt eine ihrer Puppen der dreijährigen Tochter von Gertraud R. Einer der Glücksmomente für die Mutter, die überwältigt ist von der Hilfsbereitschaft im Ort. Im zerstörten Haus ist das Lächeln der 41-Jährigen verschwunden. Beißender Geruch schon beim Eingang, obwohl die Fenster offen sind. „Bitte entschuldigen Sie, mir wird schlecht, und ich habe Kopfweh von dem Gestank“, sagt Gertraud R. und geht an die frische Luft. Die Mutter hatte das Haus, in dem sie seit 1991 lebte, frisch saniert. „Bis auf den Keller haben wir alles neu gemacht.“
Dabei hat das Leben die Frau vor Jahren bereits auf eine harte Probe gestellt. Ihr Mann und Vater ihrer drei älteren Kinder starb an einem Gehirntumor. Die zweite Ehe, aus der die jüngste Tochter stammt, hat nicht gehalten. Jetzt beginnt die 41-Jährige noch einmal von vorne. Ab Montag muss die Familie das Haus gänzlich räumen, wenn die Arbeiten des Sachverständigen abgeschlossen sind. Ein Defekt in der Steckdose im Kinderzimmer hat laut Polizei das Feuer verursacht. Der Schaden beträgt 300.000 Euro.
Quelle: ooeNachrichten