Wien (OTS/Rotes Kreuz) - "Wenn ein Angehöriger stirbt, beginnt eine Zeit tiefer Trauer, aber irgendwann geht das Leben weiter", sagt eine bosnische Mutter, die ihren Sohn seit 1995 vermisst. "Wenn ein Angehöriger einfach verschwindet - das ist eine tägliche Qual. Ich kann an nichts anderes denken."
Weltweit gelten mehr als zwei Millionen Menschen als verschwunden. Seit 1966 wurden aus 84 Ländern Fälle von systematisch betriebenem "Verschwinden lassen" gemeldet. "Unter Verschwinden versteht man die unbegründete Festnahme von Menschen durch staatliche Organe oder bewaffnete Kämpfer", erklärt Wolfgang Kopetzky, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes anlässlich des Tages der Verschwundenen am 30. August. "Oft werden die Verschwundenen ermordet, in anderen Fällen an einem unbekannten Ort festgehalten. Jedenfalls ist dieses Vorgehen eine Menschenrechtsverletzung."
Rund um den Globus können sich Menschen, die nichts vom Verbleib ihrer Angehörigen wissen, an den Suchdienst des Roten Kreuzes wenden. "Allein das Österreichische Rote Kreuz bearbeitet jährlich mehr als 500 Suchfälle", so Kopetzky.
"Viele dieser Anfragen werden von Flüchtlingen gestellt, die aus Konfliktgebieten stammen und ihre Kinder oder Eltern suchen."
Nicht nur durch Konflikte, sondern auch durch Naturkatastrophen werden Angehörige voneinander getrennt. In solchen Fällen unterstützt das Rote Kreuz die Familien ebenfalls bei der Suche. "Nichts ist so schlimm, wie nichts zu wissen", sagt eine Tsunami-Überlebende. "Es ist wie eine Folter, Tag und Nacht."
Das Österreichische Rote Kreuz setzt ein Zeichen gegen das "Verschwinden lassen" und schafft Bewusstsein für die seelischen Qualen, denen Menschen ausgesetzt sind, die nichts über den Verbleib ihrer Angehörigen wissen. "Dabei kann jeder mitmachen", sagt Kopetzky. "Wir rufen alle Facebook-User auf, das eigene Profilbild gegen einen leeren Bilderrahmen auszutauschen. Der leere Rahmen steht stellvertretend für die Millionen Menschen, die vermisst werden."
weitere Infos unter: www.roteskreuz.at/missing und www.facebook.com/roteskreuzat
Quelle: Rotes Kreuz