Nach dem Start des neuen Bundesfreiwilligendienstes hält die Debatte darüber an, ob genügend junge Menschen dafür gewonnen werden können. Während das Deutsche Rote Kreuz keine Engpässe nach dem Ende des Zivildienstes erwartet, warnte der Sozialverband VdK vor Nachteilen für Pflegebedürftige und Familien. Das Bundesfamilienministerium warf den sich beklagenden Verbänden eigene Versäumnisse vor.
Seit Anfang des Monats ist mit dem Aussetzen der Wehrpflicht auch der Zivildienst weggefallen. Die Aufgaben der Zivildienstsleistenden sollen junge Freiwillige übernehmen, die für ihre Tätigkeit mit einem Taschengeld von bis zu 330 Euro und Zuschüssen zum Wohnen und Essen entlohnt werden. Bislang sind nur etwa rund 3000 solcher Freiwilligen-Verträge unterzeichnet, 14.300 Zivildienstleistende verlängerten freiwillig ihren Dienst.
DRK-Präsident Rudolf Seiters sagte der "Passauer Neuen Presse", "wir sind nach wie vor optimistisch, dass der Bundesfreiwilligendienst mittelfristig zum Erfolg werden kann." Die Zahl der beim Roten Kreuz eingesetzten Zivis sei bereits vor dem Auslaufen im letzten Jahr von 9000 auf 2000 zurückgefahren worden. Außerdem seien sie nur ergänzend eingesetzt worden. "Wir haben immer darauf geachtet, dass die Zivildienstleistenden einen humanitären Mehrwert bringen - aber keine regulären Stellen ersetzen", sagte Seiters. Deshalb gebe es auch keine personellen Engpässe.
Die Grünen-Familienpolitikerin Ekin Deligöz geht hingegen davon aus, dass die von der Regierung als Ziel ausgegebene Zahl von 35.000 Teilnehmern des Freiwilligendienstes nicht erreicht wird. "Es gibt eine starke Verunsicherung bei den Trägern, relativ wenig Information für Interessenten", sagte Deligöz den Dortmunder "Ruhr Nachrichten". Außerdem herrsche noch Chaos, da die Strukturen der Anbieter nicht mit denen der Freiwilligen zusammen passten.
Der Sozialverband VdK warnte zudem vor Nachteilen für Pflegebedürftige und Behinderte. "Wir befürchten, dass gerade Ältere und Menschen mit Behinderung, die bisher von engagierten Zivis betreut wurden, künftig ohne vergleichbare Unterstützung auskommen müssen", sagte Verbandschefin Ulrike Mascher dem Blatt.
Der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Hermann Kues (CDU), kritisierte die Sozial- und Wohlfahrtsverbände wegen des schleppenden Starts des Freiwilligendienstes. Dass sich bisher nur wenige Freiwillige gemeldet hätten, läge auch an der Organisation der Verbände, die lange genug über die Details zum Bundesfreiwilligen-Dienst Bescheid wüssten.
Quelle: AFP