Als bodenständiger Handwerker kann man über manche Dinge nur den Kopf schütteln. Als der Schreinermeister Bernd Kirnbauer im Frühjahr 2010 hörte, dass der Ludwigsburger Telekommunikationsunternehmer Peter Weda mal wieder einen lukrativen Auftrag erhalten soll, begann er sich zu wundern.
Weil Kirnbauer für die Freien Wähler im Kreistag sitzt und das Geld für den Auftrag - geschätzte 550 000 Euro - zur Hälfte aus der Kreiskasse kommen soll, machte er seinem Unbehagen Luft. "Es kann nicht sein, dass ein Unternehmer so einen Auftrag automatisch in der Tasche hat", wetterte Kirnbauer im Technischen Ausschuss des Kreistags. Nichts ahnend packte Kirnbauer damit ein heißes Eisen an.
Hinter den Kulissen werden bei der geplanten Einrichtung einer gemeinsamen Rettungsleitstelle von Feuerwehr und Rotem Kreuz kräftig Strippen gezogen. Peter Weda, Servicepartner der beiden Leitstellen von Feuerwehr und Rotem Kreuz, ist bemüht, sich Konkurrenz vom Leib zu halten und übt dabei dem Vernehmen nach massiv Druck aus. Eine mögliche Ausschreibung bringe nicht nur höhere Planungskosten, sondern auch doppelt so teure Angebote mit sich, betonte der Unternehmer. Sogar von möglichen Schadenersatzansprüchen seinerseits war die Rede.
Zunächst schien die Kreisverwaltung seine Ansicht zu teilen. In besagtem Technischen Ausschuss hatte der Kreisbrandmeister Arnd Marquardt noch die Alternativlosigkeit einer Direktvergabe an Weda beschworen, unter anderem wegen "Gewährleistungssystemen", die Weda habe. Doch mittlerweile hat sich der Wind gedreht. Inzwischen hat der Landrat Rainer Haas die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. Jetzt geht die Reise in Richtung Ausschreibung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Rechnungsprüfungsamt im Kreishaus rechtliche Bedenken bezüglich einer Direktvergabe geltend gemacht hatte.
Wie Haas auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt, hat die Kreisverwaltung sich mit dem Roten Kreuz darauf verständigt, dass die technischen Anlagen für die neue Leitstelle ausgeschrieben werden sollen. Jetzt stünden noch Gespräche mit weiteren Beteiligten an, insbesondere mit den Krankenkassen, die die Hälfte der Kosten tragen müssen. "Ich sehe das Ganze auf einem guten Weg", sagt Haas.
Dass eine europaweite Ausschreibung durchaus keine exorbitanten Kosten mit sich bringen muss, zeigt das Beispiel Freiburg. Für die neue integrierte Leitstelle der Stadt und des Nachbarkreises Breisgau-Hochschwarzwald gab es nach einem Teilnahmewettbewerb noch drei Angebote. Dort setzte sich letztlich die Firma Siemens durch. Der Preis für die Leitstelle, die wesentlich größer ist als die in der Ludwigsburger Reuteallee geplante, liegt bei einer Million Euro. Auch die Firma Weda hatte ein Angebot abgegeben, war aber nicht zum Zug gekommen.
Laut einer Mitarbeiterin weilt Peter Weda momentan im Urlaub, deshalb war er gestern nicht für eine aktuelle Stellungnahme erreichbar. Der Kreisrat und Handwerksmeister Bernd Kirnbauer ist derweil zufrieden mit der aktuellen Entwicklung. Ihm sei es bei seiner Kritik nicht nur um die Kostenfrage gegangen. Insbesondere das Thema Sicherheit liege ihm am Herzen. Weda habe unter anderem ins Feld geführt, dass die Verwendung der bisherigen Leitstellentechnik nur ihm zustehe, Dritten sei sie vertraglich verwehrt. "Wenn"s hart auf hart kommt, muss immer ein Externer Zugriff haben", sagt Kirnbauer.
Quelle: Stuttgarter-Zeitung