Der Patient, der mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren wird, wird davon wohl nichts bemerken. Für seine Retter allerdings hat sich etwas geändert: 45 Rettungsassistenten, 62 Sanitäter und drei Verwaltungsangestellte haben ab heute einen neuen Dienstherrn. Geschützt durch ein Gesetz, sind sie alle von der Rettungsdienst Havelland GmbH übernommen worden – bei gleichen Arbeitsbedingungen und gleicher Bezahlung.
Die Stimmung unter den Rettungsleuten ist dementsprechend ruhiger als vor einem Jahr, als der Landkreis seinen Plan bekannt gegeben hatte, den Dienst selber übernehmen zu wollen. „Vor einem Jahr war alles offen“, sagt Guido Fruth, Wachenleiter in Falkensee. „Jetzt haben wir eine klare Struktur, was den Übergang angeht. Wir konzentrieren uns jetzt einfach auf unsere Arbeit.“ Im Prinzip ändere sich nichts: Kollegen, Fuhrpark, Standorte – alles bleibe gleich. Wenig spektakulär, sagt Fruth, der den Übergang des Rettungsdienstes vom Deutschen Roten Kreuz zum ASB vor mehr als 20 Jahren wesentlich aufregender fand: „Damals haben wir über Nacht auch neue Technik bekommen.“ Dieses Mal hätte Guido Fruth zumindest auf die Uhr gucken können, als um Mitternacht sein Arbeitgeber wechselte: Er hatte Dienst.
Dem Wechsel vorausgegangen war ein mehrmonatiger Prozess. Ins Rollen gekommen war alles durch eine Änderung im Brandenburgischen Rettungsgesetz, nach der ab kommendem Jahr der Rettungsdienst künftig alle fünf Jahre europaweit ausgeschrieben werden muss. Um diese Ausschreibungen zu umgehen, entschied sich der Landkreis für die einzige Alternative: Er kündigte dem ASB und beschloss, den Dienst künftig intern zu vergeben – an eine Tochtergesellschaft der kreiseigenen Havelland-Kliniken. Der Kreistag stimmte im Dezember zu. Als Nebeneffekt der internen Vergabe nannte der Ordnungsdezernent Henning Kellner damals auch Einsparpotenzial etwa bei medizinischen Verbrauchsmaterialien, Softwarelizenzen und beim Fahrzeug-Leasing.
Am 22. Juni unterschrieben die Geschäftsführer der RHG sowie Kellner und Landrat Burkhard Schröder den Vertrag. „Die Verhandlungen sind in recht kurzer Zeit zu einem guten Ergebnis gekommen“, sagte Schröder. Der Rettungsdienst stehe nun auf stabilen Füßen. RHG- und Kliniken-Geschäftsführer Jörg Grigoleit teilte mit, er erwarte zudem aus der Zusammenlegung von Krankenhaus und Rettungsdienst „einen weiteren Qualitätsanstieg“.
Jetzt müssen seine Leute aber erst einmal Logos kratzen. So wie die wird wohl auch bald der Hinweis im Internet auf den ASB als „einzigen Leistungserbringer für Rettungsdienst“ auf dem „Territorium des Landkreises“ verschwinden. In einer Phase des Übergangs finden sich die Spuren selbstverständlich auch im Netz: Bislang behaupten sowohl der Verein als auch die GmbH, jeweils zehn Rettungswachen und insgesamt „17 einsatzbereite Rettungsmittel“ zu besitzen. (Von Jana Einecke)
Die Rettungsdienst Havelland GmbH
Die Gründung der Rettungsdienst Havelland GmbH ist Ende Januar 2011 notariell beglaubigt worden. Geschäftsführer sind Jörg Grigoleit und Frank Heinrich.
Im Anschluss an die Vertragsunterzeichnung konstituierte sich der Beirat. Vorsitzender ist der Amtsarzt des Landkreises Havelland, Erich Hedtke, Stellvertreter ist der leitende Notarzt Andreas Kühne.
Quelle: Maerkische Allgemeine