Sonntag, 17. Juli 2011

in jedem Fall der Feuerwehr überlassen

Große Brummer, kleine Quälgeister: Insekten sind im Juli am aktivsten
Linz. Die warme Jahreszeit bietet nicht nur für Sonnenhungrige und Freiluftsportler wahre Entfaltungsmöglichkeiten, sondern auch für Insekten und Parasiten. Für Allergiker, aber auch für die Feuerwehr, wird der Sommer dadurch nicht gerade zu einem Honigschlecken.

Bei den Feuerwehren in Oberösterreich herrscht zurzeit Hochbetrieb. „Fast täglich fahren wir aus, um Wespennester und Bienenstöcke aus Dachböden und von Hausmauern zu entfernen“, berichtet Hermann Kollinger, Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Alkoven. Ist das Wespennest vollständig zugänglich, wird es abgebaut und in Augebiete umgesiedelt. Bienenstöcke werden von einem Imker fachgerecht entfernt und weiterverwendet.

Der Einsatz von chemischen Insektenvernichtungsmitteln wird nach Möglichkeit vermieden. „Bei Erdwespen im Garten oder Wespen, die sich in den Vollwärmeschutz hineinfressen, müssen wir leider mit chemischen Mitteln arbeiten“, sagt Kollinger. Er betont, das Entfernen der Nester auf jeden Fall der Feuerwehr zu überlassen.
Seit Beginn des Jahres wurden in Oberösterreich bereits 1921 Wespen- und Bieneneinsätze gemeldet. Bis Ende des Jahres rechne man mit mindestens 3000.

Auch Fritz Gusenleitner, Insektenexperte im Linzer Biologiezentrum, warnt vor der Beseitigung der Nester ohne professionelle Hilfe: „Das Ausräuchern der Nester, das oft ohne Schutzkleidung durchgeführt wird, ist sehr gefährlich.“ Zur Vermeidung von Nestern im Haus hat der Biologe einen Tipp: „Die Königinnen beginnen bereits im Jänner mit den Vorbereitungen für ihr Nest. Sieht man eine Wespe an einer Stelle des Hauses aus- und einfliegen, sollte man ihr den Zugang verwehren. Dann sucht sie sich einen neuen Platz.“

Einfache Schutzmaßnahmen

Der Insektenexperte weiß, dass nicht nur Wespen und Bienen in den Sommermonaten zur Plage werden können. „Stechmücken legen ihre Eier in stehenden Gewässern, aber auch in feuchten Wiesen und Regentonnen ab“, erklärt Gusenleitner. Er empfiehlt, die Regentonne mit einem Strumpf zu bespannen, um die Mücken daran zu hindern, ihre Eier abzulegen. Fliegengitter an den Fenstern anzubringen ist effektiv und, im Gegensatz zu Gelsensteckern, ungiftig.

Auch Zecken fühlen sich im Sommer besonders wohl. „Um sich vor Zecken zu schützen, sollte man ihnen möglichst wenig Zugang zur Haut bieten. Zum Beispiel durch das Tragen von langen Hosen“, empfiehlt Erna Aescht vom Biologiezentrum Linz. Außerdem sollte man sich selbst am Körper nach Zecken absuchen. Vor allem dort, wo die Haut besonders dünn ist, saugen sich die Zecken gerne fest.

Vor Wespen, Stechmücken und Zecken kann man sich besonders in freier Natur nicht optimal schützen. Verlassen kann man sich also nur auf den Winter, der die lästigen Tierchen wieder vertreibt.



Spezialistin für Wespen- und Bienenstichallergien im Kurzinterview

Brigitte Zahel ist Fachärztin für Dermatologie im AKH Linz. Mit ihrer Zusatzausbildung in Allergologie ist sie Spezialistin für Wespen- und Bienenstichallergien.

OÖN: Wie kann sich ein Wespen- oder Bienenstich auf eine allergische Person auswirken?

Zahel: Die Reaktionen können sehr unterschiedlich aussehen: ein Nesselausschlag auf dem gesamten Körper, Lippen- oder Augenlidschwellungen, Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Atemnot und im schlimmsten Fall kommt es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand.

OÖN: Kann man eine Wespen- oder Bienenallergie medizinisch behandeln?
Zahel: Ja. Wenn nötig, wird eine Impfbehandlung angeordnet. Diese Behandlung ist sehr aufwändig. Zuerst wird wöchentlich oder auch mehrmals am Tag der Impfstoff gespritzt, später einmal im Monat, fünf Jahre lang. Danach ist man zu 95 Prozent geschützt.

OÖN: Was kann man als Ersthelfer tun, wenn eine allergische Person gestochen wird?

Zahel: Sofort die Rettung alarmieren. Viele allergische Personen tragen auch ein Notfallset bei sich. Das besteht aus einer Adrenalin-Spritze, die sehr leicht in die Oberschenkelmuskulatur injiziert werden kann, und aus Antihistamin- und Cortisontabletten. Bei Atemstillstand muss sofort eine Reanimation durch Beatmung und Herzdruckmassage eingeleitet werden.

Problem allergische Reaktion

2011 starben in Oberösterreich bereits zwei Männer an den Folgen eines Wespenstichs. „Bei einem Stich werden Eiweißkomponenten injiziert, die bei vielen Menschen zu allergischen Reaktionen führen können. Die Stichstelle schwillt an, es kann zu Atemlähmungen und anderen schweren Auswirkungen kommen“, sagt Notarzt Thomas Meindl vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Als Gegenmittel zur Anaphylaxie wäre für den Laien ein spezieller Injektionsstift („Epipen“), der Adrenalin enthält, möglich. Dieser muss aber vom Arzt verordnet werden.