Dienstag, 25. Januar 2011

leichte Nachbesserung erwartet

Trotz massiver Kritik verteidigt das Rote Kreuz seinen Hilfeschrei, die Krankentransporte direkt zu verrechnen. Maßnahme wurde jedoch ausgesetzt.
Innsbruck – Dass der Tarifstreit zwischen dem Roten Kreuz und der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden sollte, sorgte am Freitag für heftige Proteste. „Im Sinne aller Tirolerinnen und Tiroler müssen die Verhandlungen über eine Anpassung der aktuellen Tarife für Rettungs- und Krankentransporte rasch abgeschlossen werden“, verlangte LH Günther Platter eine rasche Lösung des Konflikts. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg war richtig sauer: „In Tirol wird immer noch verhandelt und gültige Verträge werden eingehalten. Die Vorgehensweise des Roten Kreuzes ist abzulehnen.“ Das Rote Kreuz hatte bekanntlich am Donnerstag angekündigt, künftig direkt mit den Patienten zu verrechnen, weil die TGKK keine höheren Tarifabgeltungen akzeptieren wollte. Für die Patienten wäre das empfindlich teurer geworden.

Am Freitag kam es dann zu einem klärenden Gespräch zwischen RK-Geschäftsführer Thomas Wegmayr und TGKK-Obmann Michael Huber. Letzterer machte Wegmayr darauf aufmerksam, dass noch ein gültiger Vertrag bestehe und das Rote Kreuz keine Rechnungen stellen könne.

Nach der Sitzung lenkte Wegmayr ein. Bis zum Abschluss der Verhandlungen werden keine Rechnungen gestellt. War es notwendig, eine solche Vorgehensweise zu wählen und die Bevölkerung dermaßen zu verunsichern? Dazu Wegmayr: „Es war ein Hilfeschrei, die Gebietskrankenkasse zeigt jetzt endlich Verhandlungsbereitschaft.“

Während die Oppositionsparteien Bürgerforum und Grüne von einem Rettungschaos sprechen, das LR Bernhard Tilg zu verantworten habe, weist der Gesundheitslandesrat diese Aussage zurück. „Es ist zu einfach, alles auf das Rettungsgesetz abzuschieben. Zum Glück gibt es ein neues Gesetz. Ab 1. Juli ist so ein Tarifstreit nicht mehr möglich, denn die Bietergemeinschaft erhält für die Rettungstransporte einen Pauschalbetrag.“ Die jetzige Entwicklung zeige deutlich, wie nötig eine Neuordnung des Rettungswesens gewesen sei. „Denn es kann nicht sein, dass der Tarifstreit auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird.“

Entsetzt ist auch die SPÖ, die Tilg zum Handeln auffordert. „Es ist unmöglich für ein hoch entwickeltes Land wie Tirol, dass sich die Parteien nicht zeitgerecht einigen können. Justamentstandpunkte bringen keine Lösung, sondern vertiefen nur den Konflikt“, betonen Landtagsvizepräsidentin Gabi Schiessling und LA Klaus Gasteiger.

Patientenanwalt Birger Rudisch fordert die Streitparteien auf, die Patienten nicht weiter zu verunsichern.

Wie geht es jetzt weiter: Angesichts der Preissteigerungen bei Treibstoff, Versicherungen, Notarzt- und Personalkosten fordert das Rote Kreuz eine Anpassung um 20 Prozent. Bei Rettungstransporten in der Zone 4 (101 bis 150 Kilometer) würde dies eine Tariferhöhung von 210,77 auf 252,9 Euro bedeuten. Wahrscheinlich wird die TGKK eine Anhebung in zwei Etappen durchführen: eine leichte rückwirkend ab 1. Jänner und eine deutliche ab 1. Juli, wenn das neue Rettungsgesetz greift.

Möglicherweise kommt es in den nächsten Tagen auch zu Nachverhandlungen mit dem Land Tirol. Für 27,3 Mio. Euro hat die Bietergemeinschaft um das Rote Kreuz Ende Juni den Zuschlag für das bodengebundene Rettungswesen erhalten. Aus Kreisen des Tiroler Roten Kreuzes hört man, dass man sich eine leichte Nachbesserung erwartet.