Donnerstag, 20. Januar 2011

Salzburger Rotes Kreuz: ohne Zivis auch weniger Ehrenamtliche

Die Folgen der Abschaffung der Wehrpflicht sind dramatischer als bisher bekannt. Fast die Hälfte der freiwilligen Rotkreuz-Helfer sind Ex-Zivildiener. Ob das wettgemacht werden kann, ist völlig ungewiss.

120 Einsätze leisteten Salzburger Rotkreuz-Sanitäter zum Beispiel in der Silvesternacht - so etwas wäre ohne freiwillige Helfer undenkbar. 200 neue kann die Rettungsorganisation jedes Jahr gewinnen.

Der allergrößte Teil hat das Rote Kreuz im Zivildienst kennengelernt, sagt Landesrettungskommandant Anton Holzer: "Rund 40 Prozent der Zivildiener gefällt diese Arbeit so gut, dass sie dann freiwillig beim Roten Kreuz bleiben. Das betrifft ca. 100 Mitarbeiter pro Jahr, die bei uns bleiben. Und das würde wegfallen, wenn es keine Zivildiener mehr gibt im Zuge der Abschaffung der Wehrpflicht."


Nun hat aber der Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) an "Ersatz für den Ersatzdienst" gedacht - den soll ein "freiwilliges Sozialjahr" sicherstellen. Experten bei Rettungsorganisationen zweifeln stark an solchen Lösungen.

Rettungschef Holzer betont, das Rote Kreuz brauche unbedingt ein planbares System: "Mit dem Zivildienst war das bisher relativ gut planbar, mit fixen Zahlen, auf die wir uns verlassen konnten. Wenn ein so genanntes `freiwilliges Sozialjahr`kommt, dann wissen wir nicht, wie viele sich da pro Jahr melden."

Es werde natürlich am Konzept der Regierung liegen, wie man Menschen dazu motiviert, dieses soziale Jahr zu machen, sagt Holzer.

Diesen Anreiz für das "Sozialjahr" sollen 1.300 Euro pro Monat bilden. Die Freiwilligen von heute kosten den Rettungsorganisationen aber nichts.

Sie stellen in der Nacht und an Wochenenden die Versorgung sicher: "Opfer dieser neuen Lösung werden alle Bürger sein, weil sich die Kosten für den Rettungsdienst insgesamt erhöhen werden, wenn es den Zivildienst nicht mehr gibt, und das nicht durch geeignete Maßnahmen abgefangen wird."

Das Rote Kreuz fordert zur Klärung einen "Runden Tisch" - damit nach der politischen Diskussion nicht nur Geschädigte zurückbleiben.
Quelle: orf.at