Sonntag, 9. Januar 2011

Am Boden zerstört?

Fehlstart bei Helikopter-Rückkehr: Nicht für Rettungsdienst gerüstet

SCHARNSTEIN. Nach mehr als zweimonatiger Pause nahm der Rettungshubschrauber Airmed 2 in Scharnstein am Sonntag den Betrieb auf. Tags darauf warnte der Chefarzt des Airmed-Teams, Helmut Lehner, seine Kollegen: Der Hubschrauber sei für den Rettungsdienst nicht gerüstet.
„Wenn ein Einsatz kommt, bei dem eine Beatmung gebraucht wird, wäre es verantwortungslos, zu fliegen“, sagte Lehner den OÖNachrichten. In seiner E-Mail an die Kollegen schrieb er von einem undichten Verbindungsschlauch von der Sauerstoffflasche zum Beatmungsgerät. Wegen eines fehlenden Kabels sei zudem keine Infarktdiagnostik möglich. „Der Helm für den Notarzt funktioniert nicht. Ihr könnt weder sprechen noch hören, es müssen andere Mikros her“, schrieb der Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin aus Ried im Innkreis zudem in seiner E-Mail: „Ich habe sieben Jahre Flugerfahrung und bin seit 25 Jahren Notarzt. Ich kenne mich ein bisserl aus“
, sagte er den OÖNachrichten.

Auf einen Rückruf von Airmed-Betreiber Günther Schamp, Radiologie-Primar aus dem Burgenland, warteten die OÖNachrichten gestern vergeblich. Ein Airmed-Pressesprecher betonte, der Primar habe von den Sicherheitsmängeln nichts gewusst und sei „sehr gefrustet“. Die Kollegen hätten am Montag einen Einsatz abgelehnt „und sich bei der Leitstelle abgemeldet, weil Mängel behoben werden müssten“. Der ÖAMTC-Rettungshubschrauber Christophorus 10 flog stattdessen auf den Kasberg.

Nur wenige Stunden später entschied Landesrettungskommandant Christoph Patzalt, dass das Rote Kreuz den Scharnsteiner Hubschrauber nicht mehr alarmieren werde. „Es geht um die Sicherheit der Patienten. Nachdem der eigene ärztliche Leiter des Unternehmens uns mitgeteilt hat, dass es Probleme gibt, werden wir den Hubschrauber im Einvernehmen mit dem Betreiber nicht anfordern“, sagte Patzalt den OÖNachrichten. Er regte an, dass ein unabhängiger Gutachter die medizinische Ausrüstung des Airmed 2 prüfen solle. Bei einem positiven Ergebnis stehe dem Einsatz dann nichts mehr im Wege.

Der Flugbetrieb mit dem „Medikopter“ in Scharnstein war am 4. Oktober wegen technischer Generalüberholung eingestellt worden. Zudem war er nicht kostendeckend. Die Nachfolgemaschine, EC 145, ist größer und sollte ab Sonntag in Kooperation mit Helitravel München fliegen.

Ungewisse Zukunft

Nach monatelangem Tauziehen konnte sich das Innenministerium Mitte Dezember mit dem ÖAMTC vorerst nur auf eine halbjährige Zwischenlösung einigen. Der ÖAMTC hatte die Flugrettung in Österreich seit 2001 betrieben und per Ende Dezember 2010 aus wirtschaftlichen Gründen den Vertrag gekündigt. Die befristete Übergangslösung lautet nun: Im ersten Halbjahr 2011 wird es in allen Bundesländern eine ÖAMTC-Flugrettung geben. Geht es nach dem Ministerium, soll die Flugrettung künftig nicht mehr Bundes- sondern Ländersache sein. Dabei geht es um die Finanzierung.

Die alarmierende E-Mail im Wortlaut:
"Hallo Airmed 2 Kollegen

Gestern wurde der Betrieb des Airmed 2 aufgenommen mit einer EC 145.
Ein sehr geräumiger Hubschrauber, aber für den Rettungsdienst nicht wirklich eingerichtet.
Die Geräte stehen auf den Sitzen und am Boden und sind relativ proviosorisch (schlecht) gesichert und vor allem für den Notarzt schlecht ablesbar.
Verbindungsschlauch von der Sauerstoffflasche zum Beatmungsgerät ist undicht, wenn er ein wenig bewegt wird, man sieht das Manometer nicht, als Vorsicht. Es strömt eine nicht definierte Menge Sauerstoff aus.
Sollte dies jemandem zu unsicher sein, kann er jeden Transport ablehnen, weil nur der Notarzt ist verantwortlich. Wird angeblich heute repariert.
Das 12 Kanal EKG Kabel fehlt noch, also keine Infarktdiagnostik möglich!!!
Der Helm für den Notarzt funktioniert nicht, Ihr könnt weder sprechen noch hören, es müssen andere Mikro her,
Ihr könnt Normale Kopfhörer tragen, die funktionieren, aber im Rettungsdienst nicht erlaubt (nur Helm erlaubt).
Wenn Ihr mit der Sauerstoffversorgung oder EKG oder Helm oder einem anderen Problem glaubt, das die Sicherheit oder die optimale Versorgung des Pat. Nicht möglich ist, könnt Ihr den Auftrag ablehnen, bis das Problem repariert ist.
Es warten Organisationen und Personen auf ein Missgeschick von unserer Seite um unseren betrieb schlecht zu machen.
Also Vorsicht.
Letztverantwortlich ist der diensthabende Notarzt und sonst niemand.
Ihr tragt die Gesamtschuld.
Fentanyl ist noch nicht beim Suchtgift dabei. Ich muss es heute erst bestellen. Derzeit gibt es nur Vendal und Dipidolor.

LG
Heli
Dr. Helmut Lehner
Facharzt f. Anästhesie u. Intensivmedizin"