Montag, 10. Januar 2011

Normaler Wettbewerb?

KNALLEFFEKT / SPÖ will Vertrag zwischen Stadt und Rotem Kreuz kündigen und eine Neuausschreibung. Racheaktion vermutet.

WIENER NEUSTADT / Rund um das Wiener Neustädter Rote Kreuz gehen erneut die Wogen hoch: Die Stadt will den Vertrag mit dem Roten Kreuz, er besteht seit 1993, kündigen. Das steht zumindest auf der Tagesordnung des Sozialausschusses, der nächste Woche tagt. Der Punkt wurde von der Mehrheitsfraktion SPÖ auf die Liste gesetzt, Bürgermeister Bernhard Müller hat ja mit Rot Kreuz Bezirksstellenleiter Thomas Bonfert kein gutes Einverständnis. Denn Bonfert wurde erst vor wenigen Wochen nach Kampf vor einem Rot Kreuz Gericht zum Bezirksstellenleiter ernannt – in der Verhandlung saß ihm unter anderem Müller gegenüber.
Rot Kreuz intern wird deswegen von einer Racheaktion gesprochen:
In den nächsten Wochen stehen reguläre Wahlen für den Bezirksstellenleiter an, wo Bonfert kandidiert. Eine Neuausschreibung des Vertrages mit der Stadt wird deswegen als Druckmittel gegen Bonfert verstanden, nicht mehr anzutreten. „Mich hat die Nachricht wie ein Blitz getroffen“, sagt der Bezirksstellenleiter gegenüber der NÖN, „ich weiß nicht, was Bürgermeister Müller zu einer Neuausschreibung des Vertrages bewogen hat.“

Auch politisch gehen die Wogen hoch, so meint etwa ÖVP-Vizebürgermeister Dr. Christian Stocker: „Bernhard Müller ist bei der Wahl der neuen Rot Kreuz-Führung mit seinen Kandidaten durchgefallen, jetzt will er das Rote Kreuz dafür bestrafen. Es war eine demokratische Wahl, die von einem Schiedsgericht sogar noch bestätigt wurde, aber Müller will das Ergebnis offenbar nicht zur Kenntnis nehmen.“
Seitens der Stadtführung wird betont, dass die Vorgeschichte nichts mit der geplanten Neuausschreibung des Vertrages zu tun hätte. In den letzten Monaten hätte es Angebote von anderen Einrichtungen, wie dem Grünen Kreuz oder dem Arbeiter Samariter Bund gegeben, „ein normaler Wettbewerb“, sagt Müller.