Hordorf/Oschersleben. Die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus Oschersleben trafen als Erste am Ort des Zugunglücks ein. Am späten Sonnabend waren in Hordorf zwei Züge miteinander kollidiert – zerstörte Waggons, Verletzte und Tote.
„Uns bot sich ein Bild des Grauens“, sagte einer der Ersthelfer gegenüber dem Radiosender MDR-Info am Montagmorgen. Was er in diesem Moment ignorieren musste: Von Dienstag an wird es das DRK Oschersleben nicht mehr geben. Grund dafür ist eine verlorene Ausschreibung im Bördelandkreis.
„Wir verstehen nicht, dass ein gut funktionierender Rettungsdienst kaputt gemacht wird. Ab dem 1. Februar muss alles neu aufgebaut werden“, so der DRK-Helfer weiter. Nach 20 Jahren würden er und seine Kollegen ihren Job verlieren. Insgesamt sind 30 Mitarbeiter von der Schließung betroffen.
Anstelle des DRK werden die Malteser in den nächsten sechs Jahren die Versorgung von Hilfebedürftigen übernehmen. „Für die Menschen ändert sich aber nichts weiter als der Anbieter“, relativiert Ralf Kürbis, Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes Börde, gegenüber LVZ-Online. Längere Rettungswege müssten die Menschen demnach nicht befürchten. Das bestätigt auch Hans-Joachim Reulecke, Leiter des Amtes für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen des Bördelandkreises. „Es gibt ein Rettungsdienstgesetz, das besagt, dass innerhalb von zwölf Minuten nach einem Notruf die Rettungskräfte unter normalen Bedingungen vor Ort sein müssen“, so Reulecke. In dem gleichen Gesetz ist die Ausschreibungspflicht für den Rettungsdienst geregelt.
Der Wechsel im Oscherslebener Rettungsdienst kam zumindest nicht überraschend für Kürbis und ist auch kein Einzelfall. „Unsere Konzession ist abgelaufen. Es gab eine Ausschreibung, aus der wir eben nicht als Sieger hervorgegangen sind.“ Auch in Wolmirstedt, nördlich von Magdeburg, zieht das DRK ab – zum 1. Juli nehmen dort die Johanniter und der Arbeitersamariterbund ihre Arbeit auf.
zum Thema Schweres Zugunglück in Sachsen-Anhalt - HarzElbeExpress prallt auf Güterzug Nach Zugunglück: Ermittlungen gegen Lokführer von Güterzug Hintergrund: Harz-Elbe-Express hat jährlich drei Millionen Fahrgäste Im Laufe des Ausschreibungsverfahrens wurde Kürbis klar, dass es „schwierig“ wird, die Konzession zu erhalten. „Vielleicht sind es Kostengründe. Aber die Qualität sollte das Maß der Bewertung sein und nicht die Kosten.“ Dazu erklärt Iris Herzig, Dezernatsleiterin im Bördelandkreis: „Die Auswahl erfolgte auf der Grundlage eines Kriterienkataloges, zu dem Fachkunde, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit gehören. Darüber hinaus spielte eine Rolle, wie die Qualität der Arbeit über sechs Jahre gesichert werden kann.“ Demnach erwarte sie keinen Qualitätsverlust, sondern einen Zugewinn. „Natürlich müssen sich Abläufe einspielen, aber das trifft ja bei jeder Veränderung zu.“
Kürbis sieht das Aus für die Kollegen in Oschersleben mit gemischten Gefühlen. „Es ist klar, dass sie enttäuscht sind. Aber die meisten der Mitarbeiter sind bei anderen Diensten untergekommen und werden auch weiterhin als Rettungssanitäter arbeiten.“ Ihm seien nur zwei Angestellte bekannt, deren berufliche Zukunft noch offen ist.
Für ihr Engagement in Oschersleben haben die Malteser eine neue Wache gebaut. „Wir decken den südwestlichen Bereich des Landkreises Börde ab und betreiben, wie zuvor das DRK in Völpke und Oschersleben, eine Rettungswache“, erklärt Mario Großmann, Vize-Bezirksgeschäftsführer der Malteser.
Quelle: LVZ online