Sonntag, 13. Februar 2011

Tragfähig

Sankt Augustin. Bis vor Kurzem standen Bilder auf der Homepage der Sankt Augustiner Feuerwehr, die eigentlich zum Schmunzeln sind, wäre der Anlass nicht so ernst. Zu sehen sind zwei Rettungsassistenten des Sankt Augustiner Malteser Hilfsdienstes, die von zwei kräftigen Feuerwehrleuten huckepack getragen werden.

Und zwar zu einem Notfall:
Zu einer Frau, die während des Hochwassers am 16. Januar bei Siegburg in die Sieg geraten und bei Menden geborgen worden war. Grund für die Trage-Aktion: Die Malteser hatten im Wortsinne Angst, "nasse Füße" zu bekommen.

Den Einsatz Mitte Januar wird Stadtbrandinspektor Dirk Engstenberg nicht so schnell vergessen. Zum einen hatten seine Leute bei der Rettung der Frau erstmals ein spezielles Verfahren erprobt.

Nur mit einer Schwimmweste am Leib und gesichert mit einer Rettungsleine hatte sich ein Feuerwehrmann in die Fluten gestürzt. Er rettete die Frau, die sich an einem Stück Totholz mitten in der Hochwasserströmung der kalten Sieg festgeklammert hatte. Es gelang, die unterkühlte Frau nahe der Brücke an der B 56 n an Land zu bringen, wo ein Hubschrauber auf sie wartete.

Im Kontrast zum beherzten Feuerwehreinsatz stand offenbar die Rettung an Land. Die Frau lag an einer Uferstelle, an der zum Teil noch knöcheltief das Wasser stand. Zu viel für die beiden Malteser, die getragen werden wollten, gut dokumentiert auf Fotos, welche die Feuerwehr selbst ins Internet gestellt hatte.

Zwar konnte der Frau dennoch rasch geholfen werden, aber die Feuerwehr war nicht gerade begeistert vom Einsatzwillen der Malteser: "Im Prinzip verlaufen die gemeinsamen Rettungseinsätze problemlos", sagte Engstenberg.

In diesem Fall aber habe es unleugbar Probleme gegeben "und die werden angesprochen, aber hinter verschlossener Tür". Kai Vogelmann, Pressesprecher des Malteser Landesverbands in Köln, nimmt seine Leute in Schutz: "Was die gemacht haben, war goldrichtig, weil man bei einem solchen Einsatz vorsichtig sein muss und Eigenschutz vorgeht."

Schließlich seien die Rettungskräfte mit 2,5 Grad kaltem Wasser und einer hohen Fließgeschwindigkeit konfrontiert worden: "Dafür sind wir nicht ausgerüstet", so Vogelmann: "Unsere Bekleidung ist nicht vergleichbar mit der Dienstbekleidung der Feuerwehr." Auch hätte man dem Steuerzahler Kosten erspart, weil seine Malteser mit nassen Füßen hätten abgelöst werden müssen.

Für Polizeisprecher Burkhard Rick ist es allerdings fraglich, ob die zögerliche Haltung der Retter nicht auch ein Fall der unterlassenen Hilfeleistung sein könnte. Vorstellbar, wenn man weiß, dass Polizisten zur Menschenrettung schon mit Uniform und Dienstpistole in Gewässer gesprungen sind.