Samstag, 25. Dezember 2010

Telefon Hörer

Zuhören als Weihnachtsgeschenk: Telefonseelsorger im Dauereinsatz

LINZ. An den Weihnachtstagen geht es in der Telefonseelsorge alles andere als ruhig und besinnlich zu. Rund 85 Anrufer, deutlich mehr als sonst, melden sich durchschnittlich pro Feiertag. Und sieben Mitarbeiter hören ihnen rund um die Uhr zu.

„Rund um Weihnachten ist bei uns sehr viel los“, bestätigt die Leiterin der Telefonseelsorge Oberösterreich, Silvia Breitwieser. Am Heiligen Abend sind daher von den insgesamt 72 ehrenamtlichen Mitarbeitern sieben vor Ort, um alle Anrufe entgegennehmen zu können.


„Die Hauptthemen sind eigentlich die gleichen, wie sonst auch. Aber die Emotionalität ist deutlich anders“, sagt Breitwieser. Denn gerade zu Weihnachten würden den Menschen zwischenmenschliche Konflikte stärker bewusst. „Zu dieser Zeit haben wir einen höheren Anspruch an das ‘Heil-Sein’ und an die Versöhnung.“

Zum anderen spielt auch die Einsamkeit in der ruhigen Zeit des Jahres eine große Rolle. Betroffen davon seien vor allem ältere Menschen. Wenn die Kinder am Heiligen Abend nicht mehr nach Hause kommen, brauchen viele dann jemanden zum Reden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz findet Breitwieser trotzdem wichtig: „Viele glauben, dass sie alle diese Tage gemeinsam verbringen müssen. In einem Mehrgenerationen-Haus soll aber z.B. auch die junge Familie alleine feiern können.“

Oberste Prämisse der Telefonseelsorger, die eine einjährige Grundausbildung absolvieren müssen, ist das Zuhören. Es werden die Probleme des Anrufers in den Vordergrund gestellt. „Denn der Hilfesuchende selbst ist der Experte seines Lebens und nicht wir als Mitarbeiter“, sagt Breitwieser. Schon durchs Erzählen würden sich häufig neue Perspektiven ergeben.

Im Vordergrund der Telefonate würden die „kleinen Schritte“ stehen. „Es geht z.B. darum, wie man nach dem Verlust eines Menschen den Heiligen Abend verbringt und nicht um die Bewältigung des kommenden Jahres.“