„Ich denke, ich bin jetzt im Himmel“, sagt Liane Grigoryan und ist vor allem eins – dankbar. Für sie und ihren Mann, Armen Kirakosyan, und ihre drei Kinder Elisabeth, Marina und Albert kam die erlösende Nachricht erst gestern Mittag: Sie dürfen in Linz bleiben. Vor fast neun Jahren ist die damals vierköpfige Familie aus Armenien geflüchtet. Eine lange Zeit des Hoffens und Bangens liegt hinter ihnen. „Immer diese schlechten Gedanken, immer mit der Angst leben, was kommt. Das ist schlimm gewesen“, sagt sie. Jetzt hoffe sie, dass alles gut werde. So ganz glauben kann sie es noch immer nicht. „Ich bin momentan noch im Schock“, so die dreifache Mutter, die sich sofort eine Arbeit suchen möchte. Heute werde aber erst mal groß gefeiert.
Der Bescheid der Behörde wird, laut Einschätzung seitens der Stadt, noch vor Silvester zugestellt werden. Es gilt noch eine Stellungnahme der Sicherheitsdirektion abzuwarten.
Wie für die Familie von Liane Grigoryan war auch für 22 weitere Menschen die Abschiebung bereits rechtswirksam. Die Stadt Linz hat in all diesen Fällen anders entschieden. Und zwar aufgrund des Artikels 8 der Menschenrechtskonvention und eines Erkenntnisses des Verfassungsgerichtshofs. Demnach sei das Kindeswohl höher zu bewerten als andere gesetzliche Kriterien. Auf dieser Grundlage hat die Stadt Linz in den vergangenen zwei Monaten vor allem Anträge von Asylwerbern mit minderjährigen Kindern auf die Möglichkeit eines humanitären Aufenthalts geprüft. Waren zusätzlich Voraussetzungen wie eine lange Aufenthaltsdauer, gute Integration und strafrechtliche Unbescholtenheit erfüllt, gewährte die Stadt eine Aufenthaltsbewilligung. „Alle 27 sind ausnahmslos Menschen, die länger als fünf Jahre hier leben und deren AsylVerfahren länger als acht Jahre gedauert hat“, bestätigt der für Integration zuständige Sozialstadtrat Klaus Luger (SP). Darüber hinaus würden alle Familienmitglieder Deutsch sprechen und gut integriert sein, so der Linzer Vizebürgermeister: „Sie werden auch niemandem auf der Tasche liegen, weil sie beschäftigt sind oder weil es Arbeitgeber gibt, die sie sofort wieder einstellen werden.“
Derzeit sind in Linz 250 Asylwerber von der Abschiebung bedroht.
Quelle: ooeNachrichten