Donnerstag, 30. Dezember 2010

Ausfahrt

Der ASB ist bald nicht mehr für den Krankentransport zuständig

RATHENOW (D) - So viel Lob hat Karsten Büttner vom Arbeitersamariterbund (ASB) wohl selten gehört. Bei der Sitzung des Kreisordnungsausschusses hob jeder Redner am Mittwoch die außerordentlichen Leistungen des ASB bei der Organisation des Rettungsdienstes im Landkreis hervor.

Und doch wird diese Aufgabe nun – wenn der Kreistag das am kommenden Montag so entscheidet – an die Havelland-Kliniken übertragen. Das kreiseigene Krankenhaus-Unternehmen, zu dem auch Pflegeheime, medizinische Dienstleistungszentren und andere Tochterfirmen gehören, hat ein Konzept vorgelegt, wie man den Rettungsdienst in Zukunft organisieren will. Dazu wird ein neues Tochterunternehmen, eine Rettungsdienst GmbH gegründet.


Frank Heinrich, stellvertretender medizinischer Leiter der Havelland-Kliniken und Intensivmediziner am Krankenhaus in Rathenow, kann als Notarzt beurteilen, wie die Zusammenarbeit zwischen ASB und Krankenhaus geklappt hat. „Das war schon sehr gut.“ Heinrich hat aber in einem anderen Bundesland erlebt, was dem Kreis bevorsteht, wenn der Rettungsdienst nicht an die Klinik gegeben wird. „Dann müsste europaweit ausgeschrieben werden. Das ist ein schwieriger Prozess. Auch deshalb, weil nach fünf Jahren erneut ausgeschrieben werden muss und man nicht weiß, ob der Rettungsdienst, der gerade die Leistungen erbringt, dann wieder dabei ist.“

Für Kreisdezernent Henning Kellner ist „der Feind des Guten das Bessere“. Er verwies auf „zahlreiche Vorteile“, die sich durch die Übertragung der Rettungsdienstaufgaben auf die Havelland- Kliniken ergeben. Außerdem: „Die Notärzte sind schon Angestellte der Krankenhäuser und die Rettungswachen sowie die Fahrzeuge sind Eigentum des Kreises.“ Wenn die Havelland-Kliniken den Rettungsdienst organisieren, dann könne „das Qualitätsmanagement der Kliniken auch beim Rettungsdienst genutzt werden“. Schließlich sollen die Rettungswachen langfristig auch als allgemeine medizinische Versorgungsstationen dienen.

Große Probleme mit der Umstrukturierung hat die CDU-Kreistagsfraktion. Auf deren Stimmen ist Landrat Burkhard Schröder allerdings angewiesen. „Wenn die CDU zustimmt, dann nicht, weil wir Vorteile sehen sondern weil wir die Nachteile, die eine europaweite Ausschreibung ergeben, für schwer wiegend erachten“, sagte Ralf Kothe am Mittwoch im Ausschuss. In der CDU-Fraktion habe es „erhebliche Auseinandersetzungen“ zu dem Thema gegeben. Kothe kritisierte, die Begründung sei nicht ausreichend. „Zu der Begründung und den Anlagen kann ich nur sagen: Na ja.“

Am Montag um 16.15 Uhr treffen sich die Kreistagsabgeordneten im Kulturzentrum Rathenow zu einer Sondersitzung, um das Thema zu entscheiden.
Quelle: Joachim Wilisch maerkischeallgemeine.de