MAYRHOF. Mayrhof war in Oberösterreich die „Hochburg“ der Wehrdienst-Befürworter Obertraun war die einzige Gemeinde, in der das Berufsheer mehr als 50 Prozent erreichte
Einwohnermäßig ist Mayrhof bei Eggerding im Bezirk Schärding die zweitkleinste Gemeinde im Land. Kleiner ist nur noch Rutzenham im Bezirk Vöcklabruck. Bei der Volksbefragung am Sonntag wurde Mayrhof aber unerwartet zur größten Gemeinde – zumindest, was die Prozentzahl der Stimmen für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes betrifft.
138 gültige Stimmen wurden abgegeben, nur 15 davon für das Berufsheer, 123 hingegen für die Wehrpflicht – das entspricht einem Stimmenanteil von sagenhaften 89,13 Prozent. Nur Auerbach (Bez. Braunau) konnte da mit 85,04 Prozent annähernd mithalten.
Die hohen Sympathiewerte gelten laut Amtsleiterin Monika Etzl (38) allerdings weniger der Wehrpflicht, als vielmehr dem Zivildienst.
Man sei zwar eine „schwarz-blaue Gemeinde“, im Gemeinderat ist die SP nicht vertreten.
Doch die politische Ausrichtung an den Empfehlungen der Parteien sei weniger ausschlaggebend für das Ergebnis gewesen als die soziale: „Bei uns ist die Akzeptanz für den Zivildienst besonders hoch, Freiwilligkeit und Ehrenamtlichkeit werden großgeschrieben.“ Das kann Gerlinde Greiner, Wirtin der Jausenstation „Mosthof“, bestätigen. Die meisten Burschen aus Mayrhof leisten in der Tagesheimstätte „Lebenshilfe“ im nahen Eggerding ihren Zivildienst. Die Älteren sehen’s gerne, sagt Greiner, „weil die Jungen dort lernen, was zum Leben dazugehört, Gehorsam zum Beispiel.“ Dann gibt’s auch den Kulturverein „Lebenswertes Mayrhof“. Fast alle Erwachsenen sind dabei. Jeder hilft mit: bei der Pflege des Dorfplatzes und des Kinderspielplatzes, der Kapellensanierung und bei der Gestaltung der Dorffeste. Fast jeder ist auch bei der Feuerwehr aktiv. „Gesunde Gemeinde“ darf sich Mayrhof ebenso nennen wie „familienfreundliche Gemeinde“. Und wenn das Budget auch nur 300.000 Euro beträgt – der Zusammenhalt der Bewohner ist unbezahlbar.
OBERTRAUN. Am anderen Ende des Spektrums, als Gegenpol zur kleinen Innviertler Gemeinde Mayrhof, positionierte sich bei der Volksbefragung Obertraun am Hallstätter See (Bezirk Gmunden). Obertraun war die einzige Gemeinde Oberösterreichs, in der Befürworter eines Berufsheeres und eines freiwilligen Sozialjahres "die Nase vorn" hatten. 50,28 Prozent stimmten dafür, während sich nur 49,72 Prozent für die Beibehaltung der Wehrpflicht erwärmen konnten.
356 gültige Stimmen wurden in Obertraun abgegeben. 179 entfielen auf das Berufsheer, 177 auf die Wehrpflicht. Ein hauchdünnes Ergebnis, aber eines, das aus dem Rahmen fällt. Am nächsten kam diesem Rekordwert Kirchberg-Thening mit 47,87 Prozent.
Was die Obertrauner zu ihrem etwas anderen Voting veranlasst hat, ist Gegenstand von Spekulationen. Es könnte etwas mit der politischen Konstellation zu tun haben: Neun SP-Gemeinderäten stehen vier von der VP gegenüber, das Votum fürs Berufsheer entspricht damit der Linie der Bundes-SP. Doch über 50 Prozent haben die Berufsheer-Befürworter nicht einmal in Linz oder Steyr geschafft.
Lag’s vielleicht an Bürgermeister Egon Höll (53)? Der verglich Obertraun gestern stolz mit einem „gallischen Dorf“ und sich selbst mit „Obelix“. Gallisches Dorf meint: Widerstand gegen eine Übermacht, in diesem Fall gegen die Mehrheit der Wehrpflicht-Befürworter. Höll hat seinen Widerstand formuliert: In einem „Bürgermeisterbrief“ an alle Haushalte hat er fürs Berufsheer geworben. Nicht nur eigene schlechte Erfahrungen mit dem Wehrdienst habe er eingeflochten, sagt er, sondern auch auf die Ungerechtigkeiten des Systems hingewiesen, in dem man sich’s „richten“ könne. Als Beispiel habe er Skisprung-Star Gregor Schlierenzauer genannt, „der fürs Heer untauglich war.“ Ob das entscheidend gewesen sei fürs Ergebnis des Referendums? „Das sind Mutmaßungen.“
Mayrhof
89,13 Prozent der Stimmberechtigten haben in Mayrhof bei der Volksbefragung am Sonntag für die Beibehaltung von Wehrpflicht und Zivildienst votiert. Die Wahlbeteiligung lag bei 64 Prozent.
Obertraun
50,28 Prozent der Stimmberechtigten haben in Obertraun beim Referendum am Sonntag für die Abschaffung der Wehrpflicht und für ein Berufsheer votiert. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,95 Prozent.
62,62 Prozent der Oberösterreicher haben sich bei der Volksbefragung für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes ausgesprochen, insgesamt waren es 345.890 Stimmen. Fürs Berufsheer votierten 206.476 Oberösterreicher, das sind 37,38 Prozent.
Die Wahlbeteiligung in Oberösterreich lag am Sonntag bei 52,34 Prozent, mit 54,5 Prozent war sie im Burgenland am höchsten. Am fleißigsten machten in unserem Bundesland die Bürger in Kaltenberg (Bez. Freistadt) mit einer Beteiligung von 72,93 Prozent vom Abstimmungsrecht Gebrauch. Dort ging die Entscheidung mit 77,43 Prozent für die Wehrpflicht und den Zivildienst aus.
Insgesamt waren in Oberösterreich in 444 Gemeinden 1.096.954 Bürger stimmberechtigt. 50.632 Wahlkarten wurden ausgestellt.
Quelle: ooeNachrichten
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