Mittwoch, 25. Mai 2011

Tod beim Stadion: Festnahme statt Hilfe

Massive Kritik an den Einsatzkräften übt jetzt ein Fußballfan: Dessen Vater war am Sonntag vor dem Stadion in Wals-Kleßheim mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen. Statt zu helfen, habe ihn die Polizei aber festgenommen.
Als begeisterter SV-Ried-Anhänger kam Gerhard Grausgruber am Sonntag mit Frau, Tochter und seinem Vater zum Spiel nach Salzburg. Während Grausgruber die Eintrittskarten besorgte, brach der 71-jährige Vater beim Nordportal des Stadions Kleßheim plötzlich zusammen.

"Ein Sicherheitsmann von der Security ist dort gewesen. Der hat aber gar nichts getan", schildert Grausgruber, "Dann ist eine andere Person gekommen, die hat gleich den Puls gefühlt und Herzmassage gemacht. Ich habe dann zu schreien angefangen, dass die Rettung oder irgendwer kommen muss. Das hat ganz lang gedauert."
Er sei dann zu dem Sicherheitsmann, erzählt Grausgruber: "Ich hab den gewaltig angeschrien, weil der so lange nichts getan hat, habe ihm einen Renner gegeben. Da haben mich drei, vier Polizisten von hinten geschnappt. Mein Vater liegt aber dort, wird noch behandelt. Ich durfte nicht mehr zu meinem Vater, das hat die Polizei nicht mehr zugelassen - wirklich wie ein Verbrecher, Hände am Rücken."
Gerhard Grausgrubers Ehefrau und seine Tochter mussten hilflos zusehen, wie der 71-Jährige starb.
Polizeisprecherin Karin Temel rechtfertigt gegenüber dem ORF die Festnahme: "Der Angehörige ließ sich nicht mehr beruhigen. Er hat einen Ordner körperlich attackiert, hat Drohungen gegen andere Personen ausgestoßen. Er wurde dann vorübergehend festgenommen."
Allerdings habe die Polizei "sehr wohl" auch menschliche Maßnahmen ergriffen, betont Temel: "Es wurden zum Beispiel die Angehörigen, die später nachgekommen sind, in Absperrbereiche vorgelassen, dass sie sich von ihrem Verwandten noch verabschieden können. Das Fahrzeug, das völlig verkehrsbehindernd stehengelassen wurde - völlig verständlich in der Situation -, wurde von einem Polizisten vorübergehend weggeparkt. Sie wurden mit Getränken versorgt."
Gerhard Grausgrubers Vorwurf, das Rote Kreuz habe seinem Vater Hilfe zu spät und nicht aus dem Stadion geschickt, entgegnet Landesrettungskommandant Anton Holzer: "Wir wissen natürlich, dass in so einem Fall Sekunden zu Stunden werden. Tatsache ist, dass der erste Rot-Kreuz-Mitarbeiter eine Minute nach der Verständigung dort eingetroffen ist - und zwar aus dem besagten Rot-Kreuz-Stützpunkt."
Drei Minuten später sei ein zweites Rot-Kreuz-Team an Ort und Stelle gewesen, ergänzt Holzer: "Und nach zwölf Minuten waren ein Notarzt, zwei Notfallsanitäter und fünf Rettungssanitäter vor Ort und versuchten, das Leben des Patienten zu retten."
Die Bemühungen der Rettungskräfte blieben allerdings ohne Erfolg. Der 71-Jährige starb noch am Stadioneingang. Eine Obduktion soll jetzt die genaue Todesursache klären.
Quelle: orf.at