Sonntag, 22. Mai 2011

Profis für die Amateure

17.443 Mitarbeiter stellen derzeit ihre Freizeit in den Dienst des OÖ Roten Kreuzes. Ohne dieses freiwillige Engagement könnten viele Dienste, wie beispielsweise der Rettungs- und Krankentransport, in der gewohnten Form nicht angeboten werden. Freiwilligkeit ist somit nicht nur eine der wichtigsten Säulen des Roten Kreuzes, sondern des gesamten Sozialsystems. Um auch künftig den Anforderungen gerecht zu werden, setzt das OÖRK auf professionelles Freiwilligenmanagement. Sogenannte Freiwilligenkoordinatoren bilden nicht nur die erste Anlaufstelle für Interessenten, sondern kümmern sich auch um die Neugewinnung von Freiwilligen.


Immer wenn sich in Oberösterreich ein Notfall ereignet, oder wenn Patienten mit dem Krankenwagen transportiert werden müssen, sind die Helfer des OÖ Roten Kreuzes zur Stelle. Rund 9.200 Freiwillige sorgen zu jeder Tages- und Nachtzeit für einen raschen Rettungs- und Krankentransport: „Ohne Freiwilligkeit gäbe es viele Leistungsbereiche des Roten Kreuzes nicht bzw. nur in eingeschränkter Form. Verdeutlicht wird dies durch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Einsätze im Rettungs- und Krankentransport im vergangenen Jahr durch Freiwillige geleistet wurden“, erklärt OÖ Rotkreuz-Präsident Kons. Leo Pallwein-Prettner.
An 9 von 10 Rotkreuz-Ortsstellen bereits Freiwilligenkoordinator tätig
Um professionelle und permanente Freiwilligenarbeit auch künftig gewährleisten zu können, bildet das OÖ Rote Kreuz seit 2003 sogenannte Freiwilligenkoordinatoren aus. Sie sorgen an den jeweiligen Ortsstellen für die Gewinnung freiwilliger Mitarbeiter und bilden darüber hinaus eine Anlaufstelle für Interessenten. 161 Personen haben bereits die Ausbildung zum Freiwilligenkoordinator abgeschlossen und sind an 79 der insgesamt 87 Ortsstellen tätig. Von fünf Rotkreuz-Landesverbänden – Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Tirol und die Steiermark – wurde das erfolgreiche Projekt bereits übernommen.
Freiwilligenmanagement auf die Zukunft gerichtet
Dass das OÖ Rote Kreuz im vergangenen Jahr über 900 Freiwillige gewann, kommt daher nicht von ungefähr: „Freiwilligkeit überlassen wir nicht dem Zufall. Wir müssen auch für die Zukunft unsere Dienste sichern bzw. ausbauen. Im Jahr 2050 werden 11% der Österreicher über 80 Jahre alt sein. Das Altern aktiv und gesundheitsfördernd zu gestalten und leistbare Pflegedienste anzubieten, wird nur mithilfe von freiwilligen Besuchsdiensten, freiwilliger mobiler Hospizbetreuung, freiwillig betreuten Reisen und Bewegungskursen funktionieren“, warnt der OÖ RK Präsident. Aber nicht nur im Rettungs- und Krankentransport oder im Bereich der freiwilligen sozialen Dienste ist das Engagement von Freiwilligen unbedingt notwendig. Auch das Jugendrotkreuz und die Katastrophenhilfe funktionieren nur mit freiwilligen Mitarbeitern.
Eine, die sich in der Gewinnung von Freiwilligen besonders engagiert, ist die 51-jährige Freiwilligenkoordinatorin der Ortsstelle Eferding, Ulrike Ortner: „Ich führe mehrmals die Woche Gespräche mit Interessenten. Dabei erkläre ich in einem unverbindlichen Informations- und Orientierungsgespräch zunächst das umfangreiche Leistungsangebot des OÖ Roten Kreuzes und stelle somit fest, welcher Leistungsbereich sich als der interessanteste herauskristallisiert“, so die zweifache Mutter. Darüber hinaus nimmt sie regelmäßig an Projekten teil, die zur Gewinnung bzw. Bindung von Freiwilligen beitragen. Der monatliche Austausch mit den Führungskräften der Dienststelle sowie den weiteren Kollegen zählt ebenso zu den Hauptaufgaben wie auch die kontinuierliche Weiterentwicklung und Evaluierung ihres Tätigkeitsbereiches.
Um die erforderlichen Kompetenzen für die Tätigkeit als Freiwilligenkoordinator zu erwerben, wurde durch das OÖ Rote Kreuz eine sechstägige Basisausbildung konzipiert, die in drei Modulen entsprechende Kenntnisse vermittelt: „Grundvoraussetzungen sind beispielsweise das vollendete 22. Lebensjahr und eine mindestens drei jährige Tätigkeit im OÖ Roten Kreuz tätig. Als Vortragende und Referenten fungieren Experten des jeweiligen Fachbereichs. Zumindest einmal im Jahr werden Workshops als Form der Weiterbildung angeboten“, berichtet der 25-jährige Freiwilligenkoordinator der Ortsstelle Linz-Stadt, Christian Steinlechner: „Der gesamte Prozess, von der Interessensbekundung bis zum Eintritt als Freiwilliger, wird zudem durch ein spezielles EDV-Programm unterstützt“.
„Unser Erfolgsrezept liegt sicherlich in der individuellen Betreuung der Interessenten. Die Freiwilligenkoordinatoren nehmen sich sehr viel Zeit, um die Fähigkeiten und Wünsche der künftigen Freiwilligen zu eruieren und im Anschluss daran auch bestmöglich einzusetzen. Nicht selten wurde sogar ein eigener Bereich geschaffen, der von der Ortsstelle bis dato noch gar nicht angeboten wurde. Wenn sich also jemand im Roten Kreuz engagieren und somit seinen Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft leisten möchte, wird er an jeder Ortsstelle mit offenen Armen empfangen“, fasst der OÖ Rotkreuz-Präsident zusammen.
Quelle: Rotes Kreuz