Mittwoch, 25. Mai 2011

Hallo Taxi

Grüne befürchten Verschlechterung durch neues Rettungssystem
Start mit 1. Juli - Gesundheitslandesrat Tilg (V) ging davon aus, dass Umstellung „gut funktioniert“.
Innsbruck - Die Grünen sehen das Tiroler Rettungswesen mit dem Start des neuen Rettungssystems am 1. Juli in Gefahr. Es komme zu einer Verteuerung und Verschlechterung, hieß es bei einer Pressekonferenz am Freitag in Innsbruck. Im Gegensatz dazu ging Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (V) davon aus, dass „die Umstellung am 1. Juli grundsätzlich gut funktionieren wird“. Gemeinsam mit allen Betroffenen wie Sozialversicherungen, Spitälern, Rotem Kreuz, Bietergemeinschaft und niedergelassenen Ärzten habe man sich um eine gute Lösung bemüht, sagte Tilg am Freitag auf Anfrage der APA.

Das Land verlange statt eines Bereitschaftdienstes nun die Mitarbeit der Notärzte in den Krankenhäusern. Dadurch befürchten die Grünen, dass nicht die bestqualifiziertesten Notärzte zum Einsatz kommen würden, sondern beispielsweise Turnusärzte. Durch ihre Erfahrung beim Stabilisieren von Patienten seien Anästhesisten am geeignetsten für derartige Dienste. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anästhesist bei einer Alarmierung aus dem Operationssaal weg komme, sei gering, so die Befürchtung der Grünen. Dadurch müssten dann weniger gut für den Rettungseinsatz geeignete Mediziner ausrücken. Bei besonders schwierigen Einsätzen könnte das zu ernsthaften Problemen führen.
Einige Ortsstellen sollen zukünftig nicht mehr für den Rettungseinsatz, sondern nur mehr für Krankentransporte ausgerüstet werden. Bei einem Unfall beispielsweise müsse dann ein Rettungswagen von einem anderen Stützpunkt kommen. Diese Abwertung werde zu „massiven Problemen“ bei der Rekrutierung von Freiwilligen und deren Motivation führen. Um Taxi zu spielen, gehe nämlich keiner freiwillig zur Rettung, erklärte der Grüne Landtagsabgeordnete Gebi Mair.
Auch reiche das Geld nicht aus, um alle Ortsstellen im bisherigen Umfang zu erhalten. Um den Status quo zu sichern, müssten dann die betroffenen Gemeinden zuzahlen. Damit käme das Rettungssystem insgesamt teurer als vorher und koste mehr als veranschlagt, meinte Mair.
Anders sah das der Gesundheitssprecher der Tiroler ÖVP, LAbg. Andreas Köll: „Die Tiroler ÖVP arbeitet mit hohem Verantwortungsbewusstsein daran, unser ausgezeichnetes Gesundheitssystem auch für die nächsten Jahrzehnte abzusichern“. Dafür sei Mut zu notwendigen Reformen nötig. Mit der Neuordnung des Rettungswesens habe Tilg selbiges „zukunftsfit“ gemacht.
Nach langen Diskussionen war im Juni des vergangenen Jahres nach einer Ausschreibung der Zuschlag für den bodengebundenen Rettungsdienst an eine Bietergemeinschaft gegangen. Dabei handelt es sich um ein Bieterkonsortium bestehend aus Rotem Kreuz, Arbeiter-Samariterbund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hospitaldienst und Österreichischem Rettungsdienst. Im Vorfeld hatte es bereits Kritik von verschiedenen Seiten an der Ausschreibung gegeben. (APA)