Vor einer organisatorischen Zeitenwende steht das Rote Kreuz in Hartberg: Voraussichtlich im Herbst wird die Leitstelle im Rotkreuzhaus dichtgemacht, Notrufe landen dann in der Landesleitstelle in Graz.
Die meisten Rotkreuz-Bezirke, wie Fürstenfeld, sind bereits an Graz angeschlossen, gemeinsam mit Hartberg wird heuer Liezen integriert. Die Leitstellentechnik müsste in nächster Zeit komplett erneuert werden, daher wechsle man jetzt in ein zeitgemäßeres System, sagt Hartbergs Bezirksgeschäftsführer Alfred Gigler. Wann genau der Strecker gezogen wird, stehe noch nicht fest. "Das hat mit Verzögerungen beim Behördenfunk zu tun."
Vorteile
Für den Rotkreuz-Landesverband sind die Vorteile der 2008 in der Straßgangerstraße eröffneten Landesleitstelle offenkundig. Die Rettungsautos in den Bezirken ließen sich aus einer Hand effizienter disponieren, außerdem stoßen die Bezirksstellen bei größeren Einsätzen wie Busunfällen rasch an Kapazitätsgrenzen, meint Rotkreuz-Sprecher August Bäck.
Es gibt aber auch Kritiker der Zentralisierung. Diskutiert werden im Rotkreuz-Umfeld sowohl die Kosten des Services als auch die künftigen Personalressourcen. Hinterfragt wird außerdem, ob ein Mitarbeiter in Graz die Rettungsautos ebenso punktgenau ans Ziel steuern könne, wie ein ortskundiger Hartberger.
Navigation
Diesen Einwand lässt Bäck nicht gelten: Die Landesleitstelle arbeite mit moderner Navigationstechnik und bestens geschultem Personal, sagt er. "Und hinter dem Steuer sitzt dann ja immer noch der Sanitäter aus Hartberg."
Um der Landesleitstelle die Orientierung zu erleichtern, werden markante Punkte des Hartbergerlandes, wie Hügel, Eislaufteiche oder Kreuze, die von Anrufern möglicherweise als Anhaltspunkt genannt werden, auch mit Dialektnamen ins System gespeist. Derzeit laufe mit den Gemeinden eine Erhebung, sagt Gigler. Für die Bevölkerung werde sich nichts ändern, sagt er.
Moderne Zentrale in Graz
In der Rotkreuz-Landesleitstelle steht man vor verschlossenen Türen. Dicke, schallisolierte Glastüren schirmen die Leitstellendisponenten von der Außenwelt ab. Nur mit einer Chipkarte erhält man Zugang zum technologischen Herzstück des Roten Kreuzes in der Steiermark.
20 speziell ausgebildete Rettungssanitäter verbringen hier auf 280 Quadratmetern Raumfläche ihren strenggeregelten Arbeitstag. 50 Minuten sind die Disponenten im Einsatz, dann ist eine Pflichtpause von 10 Minuten angesagt. Zu hoch ist das Maß an Konzentration, das ihr Job erfordert, zu groß ist die Verantwortung die sie tragen. "Unsere Disponenten haben regelmäßig mit Menschen in Ausnahmesituationen zu tun. Mehr als 50 Mal am Tag geht es um Leben oder Tod, da ist kein Platz für Fehler", erklärt Bernt Senarclens de Grancy, Leiter der Landesleitstelle, die strengen Regeln.
Die Telefone in der Landesleitstelle hingegen kennen keine Pause. Bis zu 2700 Mal am Tag läuten sie. Der erste wichtige Kontakt mit den Hilfesuchenden wird vom einem der sogenannten "Calltaker" durchgeführt, der mit der Notrufabfrage beginnt: Wo ist der Notfall, was ist passiert, wie viele Verletzte gibt es, wer ruft an? Diese entscheidenden Infos werden die vom Calltaker schon während des Gesprächs ins Leitstellensystem übertragen.
Das ermöglicht es einem zweiten Mitarbeiter auf die Daten zuzugreifen und alle notwendigen Rettungsmittel zu alarmieren. Er kann die Einsatzmittel in Echtzeit auf einem seiner insgesamt vier Bildschirme beobachten und so zum Beispiel augenblicklich auf Hindernisse im Straßennetz reagieren. Ein Offizier vom Dienst überwacht im Hintergrund den Einsatzablauf. Falls nötig, greift er unterstützend ein oder fordert Spezialeinheiten für besonders dramatische Fälle an.
Die Calltaker beenden das Gespräch erst, wenn die Rettungsmannschaften am Notfallort eingetroffen sind. Und sind die Mannschaften einmal vor Ort, bleiben auch sie weiterhin in Kontakt mit der Landesleitstelle. Das ist wichtig, um zum Beispiel Krankenhäuser gezielt informieren zu können.
Ist der Einsatz abgeschlossen, erscheinen die frei gewordenen Rettungsmittel in Echtzeit wieder am Schirm der Disponenten – bereit, um wieder Leben zu retten.
Quelle: THOMAS PILCH@kleineZeitung
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/liezen/3649080/abzug-leitstelle-sparstift-jobs-kosten.story
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