Freitag, 25. April 2014

Nichts gelernt

Huber-Amoklauf: "Gibt kein Rezept"

Anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichtes zum Fall Alois Huber sprach die NÖN mit dem Roten Kreuz.


Alois Hubers Wahnsinnstat bleibt dem Roten Kreuz Traisental in tragischer Erinnerung, hat der Wilderer doch den Rot-Kreuz-Sanitäter Johann Dorfwirth aus Annaberg im Bezirk Lilienfeld erschossen. Das Landeskriminalamt übermittelte nun der Staatsanwaltschaft den Abschlussbericht. Der Lilienfelder Rot-Kreuz-Sprecher Christopher Scheidl berichtet über die Arbeit beim Roten Kreuz ein halbes Jahr nach der Tat.

NÖN: Wie hat sich die Arbeit beim Roten Kreuz im Bezirk verändert?
Scheidl: Der Amoklauf von Annaberg stellt eine Zäsur in der Geschichte des Roten Kreuzes dar. Wir sind weiterhin für Personen in Not und sozial schwache Menschen da. Johann hätte nicht gewollt, dass wir uns durch so eine tragische Tat entmutigen lassen. Wir helfen alle zusammen, um den Rettungswagen in Annaberg zu besetzen und die Versorgung für die Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

Sind die Sicherheitsvorkehrungen verbessert worden?
Johann hat sein Leben im Einsatz für einen Menschen in Not verloren. Gemeinsam mit der Polizei und 144 Notruf NÖ haben wir unsere sicherheitstechnischen Konzepte überdacht, jedoch gab es keine Änderungen, da wir seit Jahren nach hohen Standards agieren und unsere Mitarbeiter keiner Gefahr aussetzen möchten. Dieses Ereignis war für alle Personen absolut unvorhersehbar.

Gehen die Mitarbeiter mit einem mulmigen Gefühl in den Dienst?
Nein. Wir sind da, um voller Engagement zu helfen.

Werden die Mitarbeiter für gefährliche Situationen geschult?
Wir trainieren unsere Helfer seit Jahren auf eine rasche und korrekte Einschätzung des Umfeldes. Wir stellen uns die Frage nach möglichen Gefahren wie Hunden, Strom, Gas oder scharfen Gegenständen. Erst nachdem unsere Sanitäter die Situation abgeklärt haben, nähern sie sich dem Patienten. Gerade bei Gewaltsituationen oder Verkehrsunfällen werden diese Fragen auch mit der Feuerwehr oder der Polizei abgeklärt. Sicherheit für unsere Mitglieder und Patienten hat oberste Priorität.Dieses Ereignis war eine Ausnahmesituation. Wenn der Wahnsinn zu groß wird, gibt es kein Rezept.

Wie will man das Engagement Dorfwirths in Ehren halten?
Unser Kollege Johann Dorfwirth wird immer einen besonderen Stellenwert haben. Er war menschlich bis zuletzt.

Die Akte Alois Huber

Am 17. September 2013 erschoss der 55-Jährige Alois Huber drei Polizisten – das Cobra-Mitglied Roman Baumgartner (38), Manfred Daurer (44) und Johann Ecker (51) sowie den Annaberger Sanitäter Johann Dorfwirth (70). Danach beging er Selbstmord.

Vergangene Woche ist der Abschlussbericht des Landeskriminalamts NÖ bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten eingelangt. 108 Straftaten mit einem Gesamtschaden von rund 9,8 Millionen Euro werden Alois Huber zugerechnet.

Der gesamte Akt umfasst 18 Bände, die Taten reichen bis ins Jahr 1994 zurück. Die Untersuchungen zum Polizeieinsatz am 17. 9. 2013 sind noch nicht abgeschlossen.

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