Der Zukunftsraum Eferding gilt als Vorzeigemodell für Gemeindekooperationen zur Entwicklung und Vermarktung von Betriebsbaugebieten. Die Bilanz der ersten fünf Jahre fällt durchwachsen aus.
Seit Jänner 2009 arbeiten die Gemeinden Eferding, Fraham, Hinzenbach, und Pupping offiziell als Zukunftsraum Eferding zusammen. Im Fokus der Kooperation steht die wirtschaftliche Entwicklung der Region abseits des üblichen Wettkampfes um die begehrten Kommunalsteuereinnahmen. Ziel ist es, den jeweils besten Standort für Betriebe zu finden, unabhängig davon, in welcher Gemeinde die Betriebsfläche liegt. Die zusätzlichen Steuereinnahmen werden unter den vier Gemeinden aufgeteilt.
Soweit der Plan vor fünf Jahren. Mittlerweile ist bei den Verantwortlichen eine gewisse Ernüchterung eingetreten. „Die Betriebe stürmen nicht auf uns ein", sagt Obmann Hubert Schlucker, Bürgermeister der Gemeinde Pupping. Es gäbe zwar immer wieder Anfragen von Unternehmen, jedoch sei es schwierig, passende Flächen zu finden. Selbst bei bereits entsprechend gewidmeten Flächen sei es manchmal nicht möglich, die im Privatbesitz befindlichen Grundstücke durch Kauf oder Tausch zu erhalten.
Es seien vor allem kleinere Betriebe wie Geschäfte oder Pubs, die sich seither angesiedelt hätten, so Schlucker. Nennenswerte größere Betriebe seien das Modehaus Stöcker und der Raumausstatter Wiesinger, die beide innerhalb der Region übersiedelt sind.
Die Firma Stöcker ist von der Eferdinger Innenstadt im September 2013 in sein neues Gebäude in Fraham gezogen. „Das war eine Zerreißprobe ganz am Anfang. Sie hat Narben hinterlassen," sagt Franz Tauber, von der Technologie- und Marketinggesellschaft (TMG), der die Kooperation betreut.
In einem verbindlichen Standortentwicklungskonzept haben die vier Gemeinden festgelegt, wo für welchen Betriebstypus die passenden Betriebsflächen entwickelt werden sollen. Neben den üblichen Standortfaktoren wie Verkehrsanbindung und Grundstücksgröße wurden dafür auch die weichen Faktoren wie Kinderbetreuung oder Freizeitangebote berücksichtigt.
Die zusätzliche Kommunalsteuer der neu zugezogenen oder in der Region umgezogenen Betriebe wird auf die vier Gemeinden aufgeteilt, wobei die Standortgemeinde mit 49 Prozent den größten Anteil erhält. Die anderen drei Gemeinden erhalten je 15 Prozent. Weitere sechs Prozent fließen in einen Zukunftsfonds, mit dem gemeinsame Marketing- und Planungsaktivitäten finanziert werden.
Fehlende Triebfeder
Die Erfahrungen der ersten Jahre zeigen allerdings, wie schwierig es für die Gemeinden ist, ihre Betriebsflächen gezielt zu vermarkten. Dazu brauche es eine „Triebfeder" - jemanden, der sich aktiv um die Vermarktung kümmere, meint Franz Tauber von der TMG. „Es könnte noch mehr passieren, wenn die Gemeinden den Vertrieb in die Hand nähmen", ist Tauber überzeugt.
Die Entwicklung hänge aber auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ab, so Tauber. Größere Hoffnungen setzt Zukunftsraum-Obmann Schlucker in den Bau der Umfahrung Eferding, deren erster Teilabschnitt Ende 2015 fertig gestellt sein soll. Dadurch werde die Region für Betriebe attraktiver, meint er.
Die Verantwortlichen der Region arbeiten derweil daran, die Bedingungen und Form der Kooperation anzupassen. Die Einzahlung in den Zukunftsfonds soll zugunsten höherer Steuereinnahmen für die jeweilige Standortgemeinde gestrichen werden. Mit den geringen Mitteln seien ohnehin keine größeren Projekte finanzierbar, so Schlucker. Zudem soll die Vielzahl an Gremien reduziert werden. Schlucker hofft, dass die entsprechenden Gemeinderatsbeschlüsse dafür in allen vier Gemeinden Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres gefasst werden.
Quelle: Wichtschaftsblatt / 08.12.2013, 15:13 von Barbara Krennmayr "Ernüchternde Bilanz im Zukunftsraum"
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