Mittwoch, 29. Januar 2014

Zurück auf die Schulbank

Ein Obersteirer ist seit Jahrzehnten Sanitäter, OP-Gehilfe im Spital und Vortragender des Roten Kreuzes. Aber die neue Gesetzeslage zwingt ihn zurück auf die Schulbank.

Diagnose: Bürokratismus. So urteilen jene Helfer, die ihre Sanitätsausbildung beim Heer gemacht haben, sie aber nicht vom Land zertifizieren ließen. Diese Sanitäts- sowie OP-Gehilfen werden durch das neue "Medizinische-Assistenzberufe-Gesetz" gleichsam zu Anfängern degradiert. Heimo Stangl aus der Obersteiermark ist einer dieser "Neulinge" und drückt seit Herbst 2013 wieder die Schulbank.
Dass Stangl seit 20 Jahren Sanitäter ist, seit 1996 permanent als OP-Gehilfe arbeitet und noch dazu als Rot-Kreuz-Lehrbeauftragter fungiert, spielt dabei keine Rolle. "Eine Farce", schüttelt der Spitzensanitäter den Kopf. Die "Berufsillegalität" per Gesetz kritisiert auch Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) und fordert namens der Landesregierung eine Korrektur. Die "skandalöse Schlamperei" beseitigen möchte auch AK-Vizepräsident Franz Gosch: Der FCG-Vorsitzende wird am Donnerstag in der Vollversammlung darauf drängen, dass das Gesundheitsministerium die "bisherigen Ausbildungen bei einem Militärkommando" nachträglich anerkennt.

Für Stangl, der in einem obersteirischen Spital arbeitet, kommen diese Initiativen freilich zu spät. Den fünfwöchigen Kurs zum OP-Gehilfen hat er inzwischen hinter sich. Den "Gipser-Kurs" sollte er bis März erledigt haben. Die Ausbildung und Erfahrung hätte der Steirer ja, nur "wird sie vom Gesetz nicht berücksichtigt. Ohne die Kurse erhalte ich keine Berufsberechtigung", schildert Stangl.

Hat er nicht gewusst, dass man sich die abgeschlossene Bundesheer-Sanitätsausbildung noch vom Landeshauptmann per Bescheid absegnen lassen muss? Er wusste es, benötigt habe er den Bescheid in den Neunzigern aber nicht. 2013 wurde Stangl und etlichen Kollegen das Problem mit dem neuen Gesetz jedoch schlagartig bewusst. "Ich wandte mich ans Land Niederösterreich, wo ich meinen Präsenzdienst geleistet habe. Man erklärte mir, das sei reine Formsache und schnell erledigt." Entsprechend groß war die Enttäuschung als Stangl wenige Wochen später die Auskunft erhielt, dass die Frist bereits 2012 abgelaufen wäre. Folge: Stangl muss die Kurse (nach-)machen. Trost: "Mein Dienstgeber kommt mir entgegen und hat mich freigestellt. Auch die Kollegen helfen mit", will er sich bedanken.
Quelle: Kurier

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