Mittwoch, 8. Januar 2014

Allfälliges - Tatü Tata die Kamera ist da

Richard M.* ist ausser sich. Knochenbrüche, Leber- und Milzriss und Rippenbruche soll Onkel Hans sich zugezogen haben. Der 80 jährige war doch noch vor einer Stunde mit der Familie beisammen gesessen. Stimmt schon, er hat sich nicht ganz wohl gefühlt und darum auch kaum etwas gegessen. Aber wer hätte gedacht dass er am Heimweg auf schnurgerader Straße in den Gegenverkehr kracht. Hätte man Onkel Hans mehr Aufmerksamkeit geschenkt, wäre der Unfall vielleicht zu vermeiden gewesen?
Man ist zum Warten verurteilt, hofft dass Onkel Hans seine schweren Verletzungen überlebt. Irgendwann schaut man ins Internet, schließlich ist heutzutage so ein Unfall schnell in den Medien.
Fassungslos sind die Angehörigen als sie den Feuerwehrleuten bei der Anfahrt zur Unfallstelle über die Schulter schauen können. Die auf Öffentlichkeitswirksamkeit bedachte Wehr hat das Video vom Einsatz rasch online gestellt.

Ist das noch Öffentlichkeitsarbeit, oder schon Sensationslust?
Journalisten werden aus gutem Grund fern gehalten, ihre "Aufgabe" übernehmen die Einsatzkräfte. Sie sind ganz nah am Geschehen und niemand kann sie in die Grenzen weisen, denn diese sind längst verschwommen. Die Rollen sind nicht mehr zuortenbar. Die mit Blaulicht daherbrausenden Retter rollen nicht die Schläuche aus, sondern zücken die Videokamera.
Gott zur Ehr, dem nächsten zum Download?
*) Namen zum Schutz der Betroffenen von der Redaktion geändert

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