OTTNANG. Im Kohlenrevier der "roten Bergarbeiterrepublik" wütete der Bürgerkrieg vor 80 Jahren besonders heftig. Vor allem die brutale quasi-standrechtliche Erschießung von vier Schutzbund-Sanitätern ließ die Gräben zwischen den politischen Lagern über Jahrzehnte hinweg nicht schließen.
Die Kämpfe hatten im Hausruck 16 Tote gefordert. Die Entlassung von 98 WTK-Bergarbeitern und die Auseinandersetzung zwischen Nazis und Heimwehrlern in Wolfsegg, bei der ein Sozialdemokrat und ein Kommunist durch Schüsse der Gendarmerie getötet wurden, hatten die politische Stimmung am Hausruck 1933 zusätzlich angeheizt.
Dies und eine Verkettung einzelner verheerender Entscheidungen nennt der Ampflwanger Historiker Hannes Koch als Ursachen, warum hier die Kämpfe besonders erbittert geführt wurden. Als der Bürgerkrieg am 12. Februar in Wien und Linz ausbrach, versammelte sich der sozialdemokratische Schutzbund im Arbeiterheim Holzleithen. Bei einer Schießerei beim Eisenbahntunnel wurden drei Schutzbündler, unter ihnen ihr Führer Josef Skrabal, getötet. Am 13. Februar rückte das Militär von Norden und Süden gegen Holzleithen vor. Der Schutzbund räumte das Arbeiterheim und zog sich mit 30 Mann zur "Redl-Alm" zurück.
Gegen 16.30 Uhr stürmten Soldaten, Heimwehr und Gendarmerie das Arbeiterheim, in dem sich Frauen und Kinder und unbewaffnete Schutzbundsanitäter befanden. Ein Sanitäter konnte fliehen, die anderen sechs wurden auf die Bühne des Saales gestellt, dann wurde das Feuer eröffnet. Vier von ihnen starben im Kugelhagel.
Bahnhof war nur kurz besetzt
Ziel des Schutzbundes war es, den Bahnhof Attnang-Puchheim unter Kontrolle zu bringen. Dies gelang nur kurzzeitig. Eine Welser Militäreinheit nahm am Nachmittag des 12. Februar den Ort ein, stieß auf Barrikaden, aber auf keinen bewaffneten Widerstand. Laut Gendarmerie gab es 84 Verhaftungen und 86 Hausdurchsuchungen. Dabei wurden Waffen beschlagnahmt. (gh)
Quelle:ooeNachrichten.at
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen