Samstag, 10. Dezember 2011

Steuerbegünstigung

Keine Angst vor rational denkendem Wohltäter

Neue Steuerbegünstigung für Umweltorganisationen beunruhigt Caritas und Co nicht

Ohne Spenden keine Hilfe. Klingt logisch, ist aber natürlich nicht so einfach. Denn der Anteil der direkten privaten Spendengelder ist bei den einzelnen Organisationen und Projekten höchst unterschiedlich. Die Caritas beispielsweise bezieht rund zehn Prozent ihres Budgets aus mildtätigen Gaben. Bei den Auslandseinsätzen des Roten Kreuzes liegt der Wert laut Jahresbericht bei etwa 25 Prozent.

Rund 420 Millionen Euro wanderten im Jahr 2010 bundesweit freiwillig in fremde Taschen, findet sich im "Spendenbericht" des Fundraising-Verbandes, einer Dachorganisation der spendensammelnden Organisationen. In der kommenden Woche wird die diesjährige Ausgabe der Untersuchung präsentiert - ersten Informationen zufolge ist die Spendenbereitschaft konstant geblieben - oder stagniert, je nach Sichtweise.

Interessant könnte es aber im kommenden Jahr werden. Denn ab 1. Jänner sind auch Spenden für Umweltschutzorganisationen steuerlich absetzbar, so wie schon seit 2009 im Bereich der sozialen NGOs. Und das könnte möglicherweise zu einem Umlenkungseffekt führen.

In den Jahren 2009 und 2010 habe sich laut Peter Steinmayer vom Fundraisingverband nämlich gezeigt, dass das Spendenaufkommen im Umweltbereich leicht zurückgegangen sei, während bei den Hilfsdiensten ein deutlicher Anstieg verzeichnet wurde.

Tatsächlich scheint bei manchen das Helfen leichter zu fallen, wenn man damit auch Steuern spart. Laut ersten Ergebnissen des Forschungsprojekts "Giving in Austria", das von Christian Schober und Michaela Neumayr von der WU durchgeführt wird, gibt es durchaus rational denkende Wohltäter. Rund neun Prozent der Befragten, die Spenden abgesetzt haben, haben dabei gesagt, eben wegen der Ersparnis an eine steuerbegünstigte NGO gespendet zu haben.

Angst, dass so ab Jänner Geld wieder zurück zu den Umweltorganisationen fließen wird, das im eigenen Budget fehlt, hat man bei Caritas und Rotem Kreuz aber nicht. "Die Menschen entscheiden sich ohnehin selbst, wofür sie spenden wollen", ist Henrike Brandstötter von der Caritas überzeugt. Sie vermutet, dass zusätzliches Geld hergegeben wird.

Im Finanzministerium sieht man der Neuregelung jedenfalls gelassen entgegen. Bis zu 100 Millionen Euro Steuerverlust hatte man vor Einführung der Absetzbarkeit ursprünglich befürchtet, maximal 20 Millionen wurden es. Denn zumindest im Vorjahr haben nur zehn Prozent der Spender überhaupt die Steuerminderung beantragt. Für die Umwelthilfe ist daher nur der Abgang eines kleinen einstelligen Millionenbetrages budgetiert.