Freitag, 22. Februar 2013

Schnelle Rettung um jeden Preis?

OBERÖSTERREICH. Patienten zahlen für Notarzt-Hubschraubereinsatz bei Freizeitunfall bis zu 7000 Euro

Ein 12-jähriger Schüler aus Deutschland erlitt beim Skifahren vergangenen Sonntag am Hochficht schwere Verletzungen. Der Bub war nach einem Sprung über eine Schanze im „Funpark“ gestürzt. Er wurde von der Bergrettung mit dem Akja, einem Wannen-Transport-Schlitten, ins Tal und anschließend mit dem Rettungshubschrauber Europa 3 ins Spital gebracht.

Derzeit leider ein fast alltägliches Bild. Bei schweren Unfällen sind Rettungshubschrauber oft lebensnotwendig, aber immer öfter hinterfragt die Bergrettung ihren – teuren – Einsatz.

1 Sollten Wintersportler eine spezielle (Unfall-)Versicherung abschließen? Laut Arbeiterkammer passieren in Österreich rund 65.000 Wintersport-Unfälle im Jahr. Dabei seien vor allem Bergungskosten (Hubschrauber, Akja) sowie Aufwände durch dauerhafte Gesundheitsschäden nicht ausreichend gedeckt. Aber: „Über 90 Prozent der Betroffenen haben – oft ohne es zu wissen – einen Versicherungsschutz auf irgendeine Weise“, sagt Ralph Schüller von der ÖAMTC-Flugrettung. Er appelliert, sich rechtzeitig zu überlegen, ob man selbst sowie die ganze Familie ausreichend versichert ist, etwa über einen Schutzbrief beim ÖAMTC, ARBÖ, einer Mitgliedschaft beim Alpenverein, Naturfreunden, ÖSV oder über eine Kreditkarte. Sollte dies nicht der Fall sein, ist eine private Unfallversicherung sinnvoll, sagt auch Landesrettungskommandant Christoph Patzelt. Ansonsten kann es schnell sehr teuer werden.

2 Wer zahlt Abtransport nach Sport- oder Freizeitunfällen? Grundsätzlich der Patient selbst – sowohl bei einer Bergung mit dem Hubschrauber wie auch mit dem Akja. Die Bergung mit dem Notarzt-Hubschrauber kostet bis zu 7000 Euro.

3 Wann wird ein Hubschrauber angefordert? „Die Disposition läuft immer über die Leitstelle des Roten Kreuzes“, sagt Landesrettungskommandant Christoph Patzelt. Anhand der Schilderung der Rettungsmannschaft vor Ort wird entschieden, welche Maßnahme die beste ist.

4 Welche Eigenverantwortung tragen Skisportler? Die FIS-Skiregeln kennen und einhalten. Bei grob fahrlässigem Verhalten kann die Versicherung den Schutz verweigern. „Man sollte auf der Piste so aufmerksam sein wie im Straßenverkehr“, rät Schüller. Je später der Tag, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit für Unfälle. Wichtig ist auch die Sicherung von Beweisen beim Zusammenstoß mit anderen Skifahrern.
„Der Akja tät’s oft auch“

Hinterfragen, ob jeder Heli-Einsatz notwendig

„Die Rettungshubschrauber-Einsätze bei Skiunfällen sind im Steigen begriffen“, sagt Arthur Rohregger, was der Leiter des oberösterreichischen Bergrettungsdienstes kritisch sieht, denn „die Betreiber brauchen gut bezahlte Alpineinsätze, das ist ja auch ein Geschäft“. 3000 bis 7000 Euro werden vom ÖAMTC für einen Hubschraubereinsatz im alpinen Gelände verrechnet. „Auf der Straße kostet ein Hubschrauber-Einsatz nur um die 980 Euro“, sagt Rohregger.
Da müsse man sich schon fragen, ob bei einem Patienten mit leichter Verletzung auf der Skipiste gleich der Hubschrauber kommen muss. „Mit dem Akja dauert’s vielleicht eine halbe Stunde länger, dafür kostet’s auch nur 300 bis 1500 Euro.“ Ralph Schüller, Sprecher der ÖAMTC-Flugrettung, verweist darauf, dass die Rotkreuz-Leitstelle den Hubschrauber anfordere. „Das können wir natürlich nicht infrage stellen.“ Schneller im Spital bedeute aber schnellere Behandlung und weniger Folgekosten. Beim Roten Kreuz lautet die Devise: „Besser einmal umsonst fliegen, als einmal zu wenig.“

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