Sonntag, 11. März 2012

Die Profi-Tröster unter den Helden


In den schwärzesten Stunden sind sie für die Menschen da. Die Ehrenamtlichen der Krisenintervention opfern dafür sogar ihre Freizeit.

Sie müssen Tag und Nacht im Einsatz sein, denn sie trösten Menschen, die gerade ihre Kinder verloren haben, einen Unfall erlebten oder Selbstmord begehen wollen."Manchmal ist es sehr hart", sagt Silvia Zesch (56), die seit 42 Jahren als Krisenhelferin arbeitet, "aber es ist wichtig für die Opfer von Tragödien, dass sie in der dunkelsten Phase ihres Lebens nicht alleine sind."
Alarmiert werden die Helden in der Not von Feuerwehr oder Polizei. Dann fahren sie zu Menschen, die sie bis dahin gar nicht kannten, um ihnen in ihren schwersten Momenten zur Seite zu stehen."Im Auto spiele ich die Situation meistens schon durch. Trotzdem weiß ich nie, was mich erwartet", sagt Silvia Zesch. Viele ihrer Klienten weinen, einige sind wütend, manche schweigen nur.Um die Situation einschätzen zu können, braucht es viel Erfahrung. Deswegen dauert die Ausbildung zum Krisenhelfer auch gut zwei Jahre, besteht aus 98 Stunden Theorie-Unterricht und praktischer Begleitung. Hier lernen die Krisenhelfer auch, wie sie selbst mit den Sorgen der Opfer umgehen können."Mir hilft es, mit meinem Mann darüber zu reden oder in der Badewanne ein Buch zu lesen. Jeder schaltet auf seine Art ab", so Zesch.Um helfen zu können, darf persönlicher Ballast nicht in die Situation hineingetragen werden. Wer zum Beispiel kürzlich seinen Vater verlor, sollte sich nicht mit einem trauernden Kind beschäftigen, lautet die Regel."Trotzdem muss ich manchmal mitweinen. Wir sind ja auch nur Menschen", sagt die ASB-Gruppenleiterin.Allein 2011 gab es über 400 solcher Einsätze in Berlin, oft werden Opfer von Pastoren der Kirche betreut, doch auch weltliche Verbände wie der ASB stellen Krisenhelfer zur Verfügung. Sie sind die wahren Profi-Tröster unter den Helden."Natürlich ist es schrecklich, sich in der Freizeit mit Dramen zu beschäftigen", so Krisenhelfer Stefan Rulf (47), "aber die Menschen sind dankbar, und das ist es wert."Wer sich für ein Ehrenamt als ASB-Krisenhelfer interessiert, meldet sich beim ASB Landesverband unter Tel: 030-213070.
Quelle: Berliner Zeitung

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