Donnerstag, 13. Oktober 2011

Die passende Jacke finden

Weil die lebenslange Bindung an eine Organisation verloren geht, muss stärker um Ehrenamtliche geworben werden

Freiwillige interessiert, wie sie helfen können und was eine Organisation bietet.

(sf) Die traditionelle Bindung von Freiwilligen an Organisationen wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz geht verloren, beobachtet Eva More-Hollerweger vom NPO-Institut an der Wirtschaftsuniversität Wien. "Die Entwicklung geht weg von lebenslanger Freiwilligenarbeit, hin zu projektorientierter ehrenamtlicher Tätigkeit", sagte auch Werner Kerschbaum, stellvertretender Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, beim Fundraising Kongress am Montag in Wien.
Die Mitarbeit in Freiwilligen-Organisationen sei laut More-Hollerweger immer weniger über Generationen vorgegeben - weil zum Beispiel schon Vater und Großvater bei der Feuerwehr aktiv waren. "Freiwillige wählen bewusster aus, wofür sie sich engagieren, und möchten wissen, was hinter der Organisation steckt."

Daher müssten Organisationen - auch angesichts des breiten Freizeitangebotes vom Kino bis zum Fußballverein - mehr um Ehrenamtliche werben und zeigen, was sie ihren Mitgliedern bieten. "Organisationen müssen vermitteln, was sie tun und wie Freiwillige ihren Teil beitragen können", sagt More-Hollerweger.

Gery Keszler als "Fundraiser des Jahres" ausgezeichnet

Über zu wenig Zulauf kann sich aber zum Beispiel das Rote Kreuz nicht beklagen: Die Zahl der Freiwilligen ist in den vergangenen Jahren auf 55.000 Menschen gestiegen, die Anzahl der Arbeitsstunden pro Person aber gleichzeitig weniger geworden, sagt Kerschbaum. Diese Veränderung führt er auf Veränderungen im Berufsleben zurück.

"Jeder kann bei uns selbst bestimmen, wie viel Zeit er für die Wiener Tafel aufwenden will", sagt Martin Haiderer, Gründer und Obmann der Wiener Tafel. Die Wiener Tafel wurde vor zwölf Jahren als Projekt von Sozialarbeitern gegründet und ist seit Anfang an auf Freiwillige angewiesen: Von den 360 Ehrenamtlichen arbeiten 120 Menschen wöchentlich, um überschüssige Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen.

Beim Kongress des österreichischen Fundraising Verbandes wurde am Montag Life-Ball-Organisator Gery Keszler als "Fundraiser des Jahres" ausgezeichnet. Das beste Fundraising Plakat des Jahres kommt in diesem Jahr von der Caritas der Erzdiözese Wien. Prominente Werbe-Testimonials wie Karl Merkatz und Barbara Stöckl sammelten bei dieser Kampagne Spenden für das Gruft-Winterpaket. Auch der Fundraising Award für die Aktion des Jahres ging an die Caritas der Erzdiözese Wien - für "Liebe beginnt mit Dir".

Der Spot "Angstfrei im Spital" der Rote Nasen Clowndoctors setzte sich als bester Fundraising-Spot des Jahres durch. "Licht für die Welt" gewann in der Kategorie Fundraising Online-Kampagne des Jahres.